|

On Her Journey To The Sun

Rikard Sjöblom ist zurück, und er hat Gungfly reaktiviert und mitgebracht. Der Frontmann der ehemaligen progressiven Rockband Beardfish aus Schweden ist bekanntlich ein kreativer Kopf. Nach und neben Beardfish hat er nicht nur ein tolles Soloalbum veröffentlicht, sondern auch mit Big Big Train und Bootcut Alben aufgenommen. Man durfte also sehr gespannt sein, wie sich die Reaktivierung seiner alten Band Gungfly musikalisch in Sjöbloms kreatives Gesamtwerk einfügen würde.

Schon im ersten Track fällt auf, dass es etwas kraftvoller und temporeicher zur Sache geht also noch auf dem letzten Soloalbum. Freunde progressiver Rockmusik fühlen sich von Anfang an heimisch auf dieser Reise, deren Schwerpunkt in stylischen Retro-Sounds auf einer Rückbesinnung an alte Beardfish-Zeiten und das glorreiche Jahrzehnt des Progs liegt: Den 70er Jahren.

Gemeinsam mit Gungfly und dem Gitarristen David Zackrisson, der schon bei Beardfish an Sjöbloms Seite gestanden hat, köchelt der begnadete Schwede eine keyboard-lastige Progsuppe, die in relaxter Stimmung wunderbare Farben und Formen in die laue Frühsommernacht malt. Dabei zeigt der Sänger, Gitarrist und Keyboarder nicht nur sein Talent für packendes Songwriting, sondern präsentiert sich auch stimmlich in absoluter Bestform. Vintage Keyboards verschmelzen mit elektrischen und akustischen Gitarren zu rockigen und auch jazzigen Melodien, die mal nach King Crimson oder den Urvätern Yes, aber immer auch typisch nach Sjöblom und Beardfish klingen.

Eins der Highlights ist das instrumentale Stück ‚Polymixia‘, da meisterhaft die tiefen Gewässer des Prog durchschifft, von Genre zu Genre streifend. Jazzparts treffen auch verspielte Akustikgitarren und elegische Synthie-Melodien, die irgendwann wieder in jazzige Loungeparts abdriften, bis sie vom groovenden Bass abgelöst werden. Im Longtrack ‚The River Of Sadness‘ verliert sich Sjöblom noch einmal im Wechselbad der Gefühle, wenn sphärische Synths auf beinahe folkige Akkordeon-Einlagen treffen. Bei aller Verspieltheit verliert der Musiker die Songstrukturen nie aus dem Blick und zeigt zu jeder Zeit, dass er sein Fach mehr als nur versteht, sondern mit Haut und Haar darin aufgeht. Es ist ein sehr persönliches und höchst gefühlvolles Album geworden.

Als Bonus gibt es auf der Special Edition eine zweite CD mit einem musikalischen Querschnitt durch die bisherigen drei Gungfly-Alben. Dieses „Best Of“ ist für alle interessant, die noch nicht den Gunfly-Backkatalog im Regal stehen haben und damit eine nette Dreingabe. Wer also eleganten Retro-Prog mit einer großen Stimme mag, kommt um „On Her Journey To The Sun“ eigentlich nicht herum.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar