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Nowhere Generation

Vor genau 20 Jahren erschien mit „The Unraveling“ das Debüt von Rise Against. Seitdem ist viel passiert: Aus kleinen, wilden Club-Shows wurden Konzerte in Arenen und Co-Headliner-Slots auf den größten Festivals, von Fat Wreck ging es zum Majorlabel und spätestens ab dem 2008er Album „Appeal to Reason“ erhielten auch poppigere Einflüsse eine immer stärkere Gewichtung. Angesicht des Jubiläums kommt die Frage auf, wieviel wohl von der damaligen Band heute noch in Rise Against und ihrer neuen Scheibe „Nowhere Generation“ (Loma Vista) stecken.

Eine Antwort geben die Chicagoer direkt beim Opener „The Numbers“:

Heavy are the chains // We fasten to ourselves // Gathering the thorns // to shape into a crown // Is this saddle comfortable? // Do these reigns feel tight enough? // Will you gallop when you’re kicked // or throw the rider off? // But they have the power // We have the numbers now // It’s all just a constant illusion of control // They break us like horses // How long will we drag their plow?

Es sind Zeilen, die nicht an Demonstrationen von Verschwörungstheoretikern gerichtet sind, sondern an alle, die sich gegen Rassismus, Unterdrückung und autoritäre Staaten einsetzen. Musikalisch gibt das Quartett Vollgas und Tim McIlrath singt mit solchem Nachdruck, dass ihm jedes Wort geglaubt wird.

Rise Against sind wütend. Das wird auf „Nowhere Generationen“ mehr als deutlich. So viele Ecken und Kanten hat es seit ihrer 2006er Scheibe „The Sufferer & the Witness“ nicht mehr gegeben. Denn auch „Talking to Ourselves“, „Broken Dreams“, „Monarch“ oder „Middle of a Dream“ sind krachende Nummern, die am Vibe früherer Tage ansetzen.

Rise Against wären aber nicht so groß geworden, wenn es nicht die eingängigeren Lieder geben würde. Doch diesmal dominieren Tracks wie „Sudden Urge“, „Sooner or Later“ oder „Nowhere Generation“ im Gegensatz zu den Vorgängeralben nicht die Platte. Trotz ihres Pop-Appeals bleiben jedoch auch diese politisch. Ein Schlüsselmoment ist der Titeltrack. Er handelt von all den Abgehängten, für die der amerikanische Traum immer ein fernes Ziel bleiben wird und die nicht die gleichen Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation wie die Bessergestellten besitzen.

Trotz ihres Erfolgs sind Rise Against inhaltlich absolut auf der Höhe der Zeit und wollen die Welt zum Besseren verändern. Besonders erfreulich ist, dass sie dies auf „Nowhere Generation“ wieder mit musikalischer Härte verbinden. Während andere große „Punk“-Bands in Richtung Massenunterhaltung abdriften, zeigen Rise Against Zähne. Sie wollen unbedingt lautstark wachrütteln, denn sie zweifeln, ob sie sonst überhaupt noch gehört werden:

I never wanted to disturb the peace // but it feels like no one is listening // are we talking to ourselves?

So sind sie trotz oder gerade wegen ihrer Reichweite sowie musikalischen und inhaltlichen Ausrichtung einer der wichtigsten Vertreter ihrer Zunft. In diesem Sinne bleibt nur zu sagen:

We pledge allegiance while crossing our fingers!

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