Mad Season

Eigentlich kann man es sich bei Obey The Brave aus Kanada ganz einfach machen: Moderner Metalcore auf Epitaph, also eher melodisch mit viel „Whohohoo“ zum Mitsingen in großen Hallen.

Zack, Schublade auf, rein damit und zu? Doch Moment, irgendwas klemmt. Alex Erian, da war doch was? Ach ja, richtig. Der Sänger war vorher bei der Deathcore-Kapelle Despised Icon fürs Growling zuständig. Jetzt bringt er mit OTB schon das dritte Album mit cleanen Chören raus. Im Video zu ‚Drama‘ lassen sie dann auch noch Ballerinas dazu tanzen? Da scheint aber jemand richtig Spaß daran zu haben, die Hartgesottenen-Fraktion provozieren zu wollen: „I know this might start some drama…“

Allmählich wird klar, OTB wollen diesen Weg weitergehen. Weg von der Ballerfraktion hin zur Offenheit für zum Beispiel mehr poppige Einflüsse wie in ‚The Distance‘. Für smoothe Hip-Hop-Kollaborationen wie in ‚RIP‘. Oder auch nur den ganz einfachen Stadion-Mitklatscher ‚On Thin Ice‘, mit dem das Album eröffnet. Alles zusammen scheint das darauf ausgelegt, möglichst vielen Hörern Spaß zu machen, nicht nur einer kleinen Szene-Elite. Aus dieser Sicht ist „Mad Season“ ein konsequentes und erfrischendes Album. In der eigentlichen Kernkompetenz Metalcore jedoch bieten OTB zwar solides Handwerk, aber auch nichts Überragendes. Nichts, was The Ghost Inside oder Stick To Your Guns nicht auch schon abgeliefert hätten. Und nur der Faktor Abwechslung trägt eben kein ganzes Album.

So, jetzt passt es. Noch einen Zettel dran mit „Mal gucken, was aus denen noch wird.“ Schublade zu.

(geschrieben von Thomas Schmidt-Fandrey)

DanielF

Harte Schale, weicher Kern. Chefredakteur und -metalhead in Personalunion und im "Nebenberuf" Sozialarbeiter, geht Daniels Geschmack von chilligem Americana (Cracker) bis zu kauzigem Indie-Rock (Eels), von klassischem Thrash (Metallica, Megadeth) bis modernem Death Metal (Deserted Fear), von opulent-schrägem Prog-Rock (Opeth, Gojira, Pervy Perkin) bis zu heftigstem Brutal Death Metal (Defeated Sanity, Wormed), von Bluesrock (Gary Moore, Anthony Gomes) bis Classic Rock (Alice Cooper, Queen) - um nur einen Teil zu nennen. Zudem hat er seit den frühen Neunziger Jahren ein leidenschafliches Faible für christliche Rockmusik in genau dieser stilistischen Bandbreite. 

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