KISS – I wanted the best, I got the best

Seit 2019 ist die US-amerikanische Hard Rock-Band Kiss auf Abschiedstournee. Nach einer
coronabedingten Pause läuft jetzt der Countdown für die letzten 50 Shows, passend zum 50-jährigen
Bühnenjubiläum. Bevor The Starchild, The Demon, The Spaceman und The Catman ihre Perücken an
den Nagel hängen, gibt es ein Gastspiel in München.

Der Königsplatz bietet für ein Konzert dieser Größe beste Voraussetzungen. Die alten Gebäude bilden
eine tolle Kulisse für das Publikum und durch das Richtung Bühne abfallende Gelände hat man auch
auf den hinteren Plätzen noch einen guten Blick. Der Großteil des Publikums ist 50+,
aber auch auffallend viele Kinder befinden sich unter den Zuschauern. Ein löbliches Beispiel für
frühkindliche Musikerziehung.

Bei bestem Sommerwetter ist das Einheizen der Fans für die australischen Rocker Airbourne eine
Leichtigkeit. Joel O’Keeffe animiert das Publikum mit launigen Ansagen und der neue Gitarrist Jarrad
Morrice hat sich sowohl musikalisch als auch optisch hervorragend in die Band eingefügt. Airbourne
feuert 45 Minuten alle Hits ab und wird von den Fans begeistert gefeiert.

Nach einer Umbaupause fallen dann die magischen Worte: „All right München! You wanted the best,
you got the best! The hottest band in the world, Kiss!“. Der Vorhang fällt, die Pyros knallen und ab
geht eine der besten Rock Shows, die die Welt zu bieten hat. “Detroit Rock City” hämmert auf die
Fans ein, die aber nicht feiern und mitklatschen, sondern möglichst stillstehen, damit das Handy-
Video nicht verwackelt. Eine Unart des aktuellen Konzertgänger-Wesens!

Bei “Shout It Out Loud” sind aber Gottseidank die meisten Handys wieder in den Taschen verschwunden und das Partyvolk kommt in Wallung. Zu “Deuce”, dem Klassiker von ihrem Debütalbum, sammeln sich die Musiker in der Bühnenmitte und wippen in abgestimmter Reihenfolge mit ihren Saiteninstrumenten. Auf den Screens läuft eine Konzertaufnahme aus den 70ern, in der eben dieses Posing zu sehen ist. Ein tolles Bild! Verdeutlicht es doch, wie die Band von ihren alten Hits lebt. Bis auf “Psycho Circus”, von ihrem gleichnamigen Reunion-Abum aus dem Jahr 1998, beinhaltet die Setliste keinen Song, der jüngeren Ursprungs ist als 1984.

Auch sonst bietet die Bühnenshow alle bekannten und von den Fans auch erwarteten Elemente. Gene Simmons spuckt Feuer und Blut, Tommy Thayer schießt mit seine Gitarre irgendwas aus den Traversen (heute sinds UFOs), Eric Singer fährt mit seinem Schlagzeug hoch und runter und Paul Stanley per Seilbahn zu einer Bühne inmitten des Publikums, wo er die Perle “Love Gun” zum Besten gibt. Dazu Laser, Feuer und Böller an allen Bühnenecken und -enden. Durch Paul Stanleys Ansagen direkt in die Kamera werden auch die Zuschauer im hinteren Bereich abgeholt. Insgesamt sprühen die vier Musiker vor Spielfreude und zeigen sich in bester Verfassung. Paul erreicht stimmlich selbst die hohen Passagen, was in der Vergangenheit nicht unbedingt immer der Fall war. Ob er dabei durch Backing-Tracks unterstützt wird … geschenkt! Wahrnehmen tut man’s nicht.

Die von Drummer Eric Singer gefühlvoll vorgetragene Ballade “Beth” läutet den Zugaben-Block ein.
Der folgende Über-Hit “I Was Made For Lovin‘ You” wird aus 17.000 Kehlen mitgesungen und mit
“Rock and Roll All Nite”, einer Unmenge Lametta und einer letzten Liebesbekundung ans Publikum
endet das Konzert mit einem Knall. Kiss verlassen die Bühne in Würde am Höhepunkt ihrer Karriere.
Ein Umstand, welcher manch anderem Künstler zu wünschen wäre.

Den wirklich letzten Knall gibt es am 2. Dezember in New York. Dann beenden Kiss ihre World Tour in
der Stadt, in der sie vor über 50 Jahren starteten. Ihr letztes Deutschland-Konzert könnt ihr am 2. Juli
in Köln erleben.

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Text und Photo Credit: Markus Wegmann

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