|

City Burials

Als Katatonia vor 2 Jahren eine kreative Pause ankündigten, hätte sicherlich niemand darauf gewettet, dass so schnell eine neue Scheibe in den Startlöchern steht. „City Burials“ ist allerdings weder Notnagel noch Schnellschuß, und das letzte reguläre Album der Band ist ja auch schon vier Jahre her.

Wie immer geben sich Katatonia dem düsteren Metal hin – im Gegensatz zu Bands wie Anathema, die aus derselben Ecke stammen aber vollständig den Weg zum progressivem Indie gefunden haben, machen Katatonia zum Glück auch auf „City Burials“ immer noch Metal.

Beim ersten Durchlauf scheint „City Burials“ wie eine warme Hülle zu sein, in die man sich hineindreht. Angenehm, warm, beruhigend – oder anders ausgedrückt vielleicht ohne Kanten, langweilig und eintönig?

Es gibt Stücke die wirken wie eine Art Best of dessen, was Katatonia in den vergangenen Jahrzehnten so angefasst haben. Elektronische Spielereien, Riffing, nahezu klassischen Heavy Metal, unaufdringliche und dennoch progressive Passagen wechseln sich mit eingängigen Parts ab, geleitet von einer Melancholie, die immer noch wenig andere Bands erreichen. Hier und da hat sich schon früher der eine oder andere nahe am Kitsch entlang schrammende Part in Katatonias Werken gezeigt – diesmal ist er durch eine Ballade inklusive Duett mit Frauengesang dann erstmalig offen zur Schau gestellt.

Auf jeden Fall ist dies ganz klar Kopfhörermusik. Wenn man die Musik dabei aktiv wahrnimmt, lässt die Langeweile, die sich beim unkonzentrierten Nebenbeihören eingestellt hatte, schlagartig nach. Insgesamt – und wir reden hier von Stellschrauben, an denen etwas gedreht wurde, nicht von massiven Unterschieden– ist „City Burials“ etwas härter als die letzten Alben, klar eingängiger als die letzten Alben. Es ist damit ein idealer direkter Nachfolger zu „Viva Emptiness“.

„The Winter Of Our Passing“ fässt diese wiedergewonnene Konzeption von Katatonias Musik als Anspieltip gut zusammen. Ach ja, „Untrodden“ verströmt Schönheit im Gitarrensolo wie kaum ein Katatonia-Song bisher.

Katatonia machen einfach weiter und haben ein Album mit tollen Songs geschrieben. Jeder Song ist für sich genommen spannend, auch wenn keine Non-Stop-Hits wie bei „Viva Emptiness“ herausgehauen werden. Nach der Enttäuschung mit My Dying Bride retten Katatonia (zusammen mit dem (ja!) grandiosen neuen Werk von Paradise Lost) die Freunde des gepflegten Düstermetals durch die harten Coronazeiten.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar