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Illuminations

Hall auf den Stimmen, der Gitarre und den Drums, Keyboardschmeicheleien und dominante Basslinien: Offenbar haben die Gebrüder Andy und James Stone aus dem britischen Leicester ihre Hausaufgaben auf dem Plattenschränkchen ihrer Eltern erledigt, machen sie sich doch genau diese Rezeptur, die an den Post-Punk und New Wave Anfang der 80er erinnert, zueigen. Mit ihrer Band Lusts und dem Album ‚Illuminations‘ legen die nun ihr Debüt vor.

Ende September traten Lusts auf dem Reeperbahn-Festival in Hamburg auf und tatsächlich bestritten sie diesen Auftritt auch als Duo, mit Gesang, Gitarre (Andy) und Schlagzeug (James). Und aufgrund dieser Konstellation versteht man dann auch, warum fast alle Instrumente mit Reverb gespielt werden. Die Songs bekommen dadurch diesen fülligen Sound, der An Echo & The Bunnymen erinnert, die Basslinien sind dabei fast so dominant wie bei New Order. Was dem Duo also an Musikern, Instrumenten und weiteren Stimmen fehlt, liefert das Studio.

Der Kühle, die dieser musikalischen Ära anhaftet, begegnen Lusts mit herzerwärmenden Melodien, die sich unweigerlich im Gedächtnis festsetzen. Die sanfte Stimme von Andy Stone erinnert dabei ebenfalls etwas an die von Bernard Sumner. Doch sind Lusts noch eine Ecke poppiger als die genannten Bands. Man versteht es, den Hörer mit wuchtig-treibenden Songs wie ‚Careless‘ oder ‚Waves‘ mitzureißen, etwas kitschig wirkt dagegen das schon pappsüße ‚Don’t Kiss Me‘. Generell stellt sich musikalisch aber kaum etwas quer zur Flussrichtung des Albums, so plätschern die Melodien dann auch mal gerne am gesättigten Ohr vorbei.

Luftige Melodien minus Intensität ergibt leichte Kost. Eine Gleichung, bei der dann der Welpenschutz greift, denn so einfach kann man ‚Illuminations‘ nicht abfertigen. Dafür steckt zu viel Potential im Debüt dieser noch sehr jungen Band. Die Erleuchtung lässt bei den zugegeben sehr eingängigen Melodien zwar bei aller Liebe auf sich warten; auch von einem Highlight in der Flut der Veröffentlichungen dieser Machart zu sprechen wäre zu hochgegriffen. Doch bleiben Lusts mit ihrem sehr gelungenen Album ‚Illuminations‘ ein helles Sternchen am Postpunk-Himmel.

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