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Ignite

Es ist wohl die schwerste Aufgabe, die eine Band haben kann: Den Sänger ersetzen. Zwar nahmen Ignite ihr erstes Album „Scarred for Life“ im Jahr 1994 noch mit Joe D. Foster am Mirko auf, doch danach wurde Zoltán „Zoli“ Téglás prägend für den Sound der Melodic-Hardcore-Truppe. 2019 erklärte dieser zur Erschütterung vieler, dass er sich lieber anderen musikalischen Projekten widmen will. Ersatz wurde in Eli Santana gefunden, der eigentlich Gitarrist der Metal-Band „Holy Grail“ ist. Das Unterfangen mit ihm ein neues Album aufzunehmen, ist kein einfaches. Der Vorgänger „A War Against You“ war überraschend stark. Deshalb werden die Fans bei der selbstbetitelten neuen Platte nicht nur aufgrund von Eli Santana ganz genau hinhören.

„Ignite“ (Cenutry Media) startet durch „Anti-Complicity Anthem“ direkt mit einem richtigen Kracher. Kompromisslos geht es nach vorne, während der Refrain zum Fäuste recken einlädt. Eli Santana intoniert sofort überzeugend. Bei seiner Stimmfärbung kommen Gedanken an das Ignite-Debüt mit Joe D. Foster auf.

Mit dieser Marschrichtung knüppelt sich da Quintett zu Beginn durch ihren melodischen Hardcore. Tracks wie „This Day“, „On the Ropes“ oder „Call off the Dogs“ gehen straight nach vorne. Allerdings geht das Tempo ein wenig auf Kosten des Abwechslungsreichtums und divergierender Songdynamiken. Gerade bei UpTemp-Nummern haben Ignite schonmal mehr Kreativität gezeigt. Trotzdem schränkt dies die Freude nur wenig ein. Vielmehr ist zu vermuten, dass Ignite aufgrund des Sängerwechsels direkt zum Anfang des Longsplayers ein Zeichen setzen wollten: Musikalisch sind wir immer noch die Alten!

Ignite hatten schon immer eine eingängige Seite. „The Butcher in me“, „The House is Burning“ oder „Enemy“ sind auf der neuen Platte Beispiele hierfür. So gerät die zweite Hälfte des Longplayers deutlich ruhiger als der erste Teil. Zeitweise kommt die aus Orange County stammende Gruppe sogar dem Pop-Punk gefährlich nahe. Das liegt (leider) an Eli Santana. Dessen Gesang ist höher und melodischer als der von Zoli Téglás. Im Vergleich zu seinem Vorgänger fehlt es dem neuen Frontmann insbesonderes bei den ruhigeren Tracks an Kraft und Ausdrucksstärke. Dass die Lieder nicht in die Beliebigkeit abdriften liegt vor allem am Songwriting. Mit „Enemy“, „Let the Beggers Beg“ oder „After the Flood“ zeigen Ignite, dass sie schon immer viel mehr als ausschließlich schnellen melodischen Hardcore können.

Es benötigt ein paar Durchläufe um sich an Ignite mit Eli Santana am Gesang zu gewöhnen. Das dürfte bei einer so signifikanten Umbesetzung aber unter die normalen Anpassungsschwierigkeiten der Fans fallen. Anschließend schafft es „Ignite“ einiges an Spaß zu verbreiten, ohne jedoch an die Großtaten der Band heranzureichen.

 

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