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GÖDEN – Die acht Manifestationen von Göden

Göden Image

Whiskey-Soda: Rollen wir zu Beginn doch erst einmal die letzten 30 Jahre auf. Ist es haltbar, nach so vielen Jahren, Göden als Nachfolge-Band der Kultformation Winter zu bezeichnen? Es gibt ja durchaus augenfällige Überschneidungen. So gab es 1990 auf „Into Darkness“ einen Song namens ,Goden‘ und der letzte Song auf „Beyond Darkness“ ist eine neue Version vom damals namengebenden Song ,Winter‘. Die Albumtitel suggerieren ebenfalls einen Zusammenhang. Kann Göden betrachtet werden, ohne zugleich einen Blick auf Winter zu werfen?

Stephen: Ich stimme dem insoweit zu, als dass Göden keine direkte Weiterführung Winters ist, sondern an deren Vermächtnis anknüpft. Also, eine Fortführung der damaligen Idee. Schließlich sind 30 Jahre eine lange Zeit, insofern bin ich dankbar, über die neue Band und das Album zu sprechen dürfen. Winter wurde nicht aus musikalischen oder persönlichen Differenzen beendet. In den 90ern war eben kaum jemand an langsamer, dunkler Musik interessiert. Schnell und hart musste es sein. Insofern gab es kein Interesse and somit auch keine Grundlage für die Existenz der Band.

Der Sound von Winter liegt in meiner DNA

Ich mochte „Into Darkness“ schon immer, es war ein grundsolides Album, das unsere damalige Vorstellung von Musik gut einfängt. Nach der Auflösung habe ich neue musikalische Projekte in Angriff genommen, wie Thorn (mit Leuten von Nausea) und Serpentine Path (mit Mitgliedern von Electric Wizard und Unearthy Trance). Ganz offensichtlich liegt der Sound von Winter in meiner DNA. Dies ist die Musik, die ich erschaffen möchte.

Whiskey-Soda: Also doch eine Nachfolge-Band. Wie ist es aber dazu gekommen? Wie hat sich Göden und die Idee dahinter entwickelt?

Stephen: Ich denke, dass es wichtig ist, zu erst einmal eine chronologische zeitliche Einordnung vorzunehmen. Nachdem Winter sich kurz nach der Veröffentlichung von „Into Darkness“ aufgelöst hatten, habe ich weiterhin Songs geschrieben, aufgenommen und produziert, die 2003 fertiggestellt wurden. Wir arbeiteten gemeinsam an den Songs im Zuge geplanter Reunion-Shows und mit der Absicht, diese für ein Nachfolgealbum zu nutzen. Die Konzerte mussten aber abgesagt werden, weil ich Probleme mit meinen Gehör hatte. Das hat die Band ziemlich aus der Bahn geworfen, sodass sich alle entschieden, keine Konzerte ohne mich zu spielen. Das war eine harte Zeit für alle, die sich mit der Band identifizierten. Nachdem wir unser Equipment aus Tonys (Winter-Keyboarder) Rehearsal-Studio geholt hatten, sagte er nur: „So, das war es jetzt.“

Eine zweite Chance ist etwas Besonderes

Tony kam aber mit der Idee, eine Isolationsbox für mich zu bauen, damit ich beim Proben dabei sein, die anderen sehen konnte, aber mein Gehör nicht zu stark beansprucht wurde. Wir entschieden uns dann, diese Idee umzusetzen mit der Folge, dass einige Mitglieder Winter verließen. Andere blieben aber, ebenso mein Bruder Chris, der Toningenieur ist. Also, haben wir unseren Proberaum in ein Aufnahmestudio umgebaut und alles besorgt, was Chris für notwendig hielt. Dann finden wir an, an den 2003er-Demo-Songs wie zum Beispiel ,Glowing Red Sun‘, ,Night‘ und ,Dark Nebula‘ aber auch an neuen Riffs und Ideen zu arbeiten. Ich muss Tony dafür danken, dass er mich den fünf Jahren dauernden Aufnahmeprozess über bei sich aufgenommen hat.

Whiskey-Soda: Wie setzt sich derzeit neben dir als Gitarristen die Band zusammen?

Stephen: Als wir zehn Songs fertig hatten, habe ich Kontakt zu Vas Vallas, einer alten Freundin und Sängerin von Hanzel Und Gretyl. Bei ein paar Drinks erklärte ich ihr meine Vision. Sie setzte sich sofort daran, über ein Jahr lang Texte und Gesangsmelodien auszuarbeiten. Diese hat sie in deutsch, griechisch, englisch und ätherischen Gesangstilen eingesungen.

Inzwischen besteht Göden aus festen Bandmitgliedern. Mit dabei ist Vas Kallas (Hanzel und Gretyl – Gesang), Tony Pinnisi (Winter – Keys), Scott Wojno (Schlagzeug), Jason Frantz (Christian Death – Schlagzeug, Percussion), Vic Pullen (Winter – Schlagzeug). Dass wir jetzt, 25 Jahre nach dem zweiten Breakup, noch einmal die Chance bekommen, die Songs aufzunehmen und zu spielen, ist etwas Besonderes.

Whiskey-Soda: Göden wird oft mit Celtic Frost und deren Nachfolger Tripytkon verglichen, in musikalischer und textlicher Hinsicht als auch vom düsteren Image her. Ist dies ein Kompliment oder eher eine Belastung für Göden?

Stephen: Das ist mit Sicherheit keine Belastung, sondern eine Ehre. Ich sehe das so: Göden folgt auf Winter, wie Triptykon auf Celtic Frost. Wie schon erwähnt, sehe ich das als Weiterführung. Tom Warrior und ich gehen ähnliche Wege in ähnliche Richtungen. Wir beide haben uns entschieden, weiter Musik zu machen, die wir lieben, nur mit neuen Bandmitgliedern. Meiner Meinung nach, ist Triptykon mindestens genauso gut wie Celtic Frost, wenn nicht sogar als besser einzustufen. Tom entwickelt sich permanent weiter, bringt immer wieder neue Musik und Projekte raus. Dafür respektiere ich ihn sehr. Bei Göden ist das ähnlich. Es ist ein Neustart mit einigen Mitgliedern von Winter wie Tony Pinnisi, Vic Pullen und mir, sowie ein paar Freunden und befreundeten Musikern.

Whiskey-Soda: Was auf „Beyond Darkness“ auffällt, ist der Einsatz von theatralischen Elementen wie Zwischenspielen, unterschiedliche Stimmen und Sprachen, Erzählungen und verschiedenen Stimmungen. Das Album erscheint einem wie ein Film. Beschreibt uns bitte das Musikalische und textliche Konzept von „Beyond Darkness“.

Stephen: Ich hatte die Idee, das Album wie eine geschlossene Geschichte, besser wie den Soundtrack dazu aufzubauen, um den Hörer in eine andere Welt zu entführen. Es ist die fiktive Geschichte von Licht und Dunkelheit in Heavy Metal vorgetragen. Vas Kallas als Nyxta, die Königen der Nacht, mit ihrer bedrohlichen Stimme und den düsteren Texten verkörpert die Dunkelheit. Tony und ich haben lange daran gearbeitet, den Gegenpol zu Vas zum Leben zu erwecken. Er charakterisiert den Prophet von Göden, der im Namen von Göden spricht. Aufgebaut ist das Album in acht ,Manifestationen‘, die den Hörer als Art Leitfaden auf seiner Reise durch Göden begleitet. Dank dieser ,Manifestationen‘ waren wir in der Lage, der Musik auch Momente von Ambient und Space zu geben. Mein Charakter Spacewinds entstand als Spitzname, weil Vas das Gefühl hatte, die ,Manifestationen‘ gleichen einem Spacewind, der als Zeit und Raum allen Charakteren inne wohnt.

Musik, die mit allen Sinnen zu erleben ist

Whiskey-Soda: Die Musik auf „Beyond Darkness“ ist sehr vielschichtig im seinem Aufbau. Wie stellt ihr euch die Live-Performance vor? Werdet ihr Multimedia nutzen, einen speziellen Bühnen Aufbau oder sogar Schauspieler?

Stephen: Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Die Musik ist in der Tat mit einem Geflecht von unterschiedlichen erzählerischen Ebenen versehen. Ich möchte schließlich Musik machen, die der Zuhörer mit allen Sinnen erleben kann. Sicherlich wird es visuelle Elemente neben den einzelnen Bandmitgliedern geben, aber keine Schauspieler.

Whiskey-Soda: Es gibt bei vielen Winter-Fans ein großes Interesse, Göden live auf der Bühne zu sehen. Wird es überhaupt Live-Auftritte geben? Es vielleicht sogar eine Tour geplant? Oder nur einzelne, ausgesuchte Auftritte?

Stephen: Eine ganze Tour zur Zeit mit Sicherheit nicht. Derzeit planen wir, auf einem großem Festival in den USA zu spielen, um „Beyond Darkness“ live vorzustellen. Ich bin aber nicht der erste Musiker, der sich sein Gehör kaputt gemacht hat. Mit Roy Mayorga (Drummer und Produzent – ex-Nausea, ex-Amebix, ex-Soulfly, ex-Hellyeah, Stone Sour), der mit mir zusammen Thorn gemacht hat und das Album gemixt hat, habe ich darüber gesprochen, wie wir dieses Problem handhaben können. Sein Vorschlag ist, dass wir alle mit In-Ear-Monitoren spielen, um die Lautstärke auf der Bühne auf einem erträglichen Niveau zu halten. Er ist der Meinung, dass dieser Umstand ihm das Gehör gerettet hat und die Performance auf der Bühne dadurch viel tighter wird. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Schreibt Göden aber auf keinen Fall ab …

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