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SCORPIONS – Big City Night in Stuttgart

Unser Silberrücken André ist mit den Scorpions aufgewachsen. Kein Wunder also, dass er am lautesten HIER! gerufen hat, als es in der Redaktion darum ging, wer die Band aus Hannover besuchen darf. Na dann, ab nach Stuttgart mit ihm.

Sonntag früh, die Aufregung steigt. Natürlich konnte ich in den letzten Jahren über viele große und kleine Stars berichten und diese auch fotografieren. Aber wenn die Idole der Jugend noch einmal auf Tour gehen, ist das natürlich immer noch etwas Besonderes.

Thundermother in neuer Besetzung

Mit dem Album „World Wide Live“ aus dem Jahr 1984 aus den Lautsprechern geht es nach Stuttgart. Erinnerungen werden wach an das erste Konzert, das der Verfasser dieser Zeilen erleben durfte. 1983 traten die Scorpions im Rahmen der ZDF-Reihe „Rock Pop in Konzert“ in der Dortmunder Westfalenhalle auf. Viele weitere Konzerte sollten folgen, um 40 Jahre später wieder mit der Band in einer Halle zu stehen.

Stau sei Dank, wird die Halle erst kurz vor Beginn des Konzertabends erreicht. Thundermother hat in den letzten Monaten für allerlei Schlagzeilen gesorgt. Konnte das schwedische Damenquartett im Herbst letzten Jahres viele Fans durch die Supporttour für die Scorpions für sich gewinnen, gab es im Frühjahr diesen Jahres einen Besetzungswechsel. Bis auf Gründerin, Sängerin und Gitarristin Filippa Nässil wurden alle Positionen in der Band neu besetzt.

Die Neuen schlagen sich verdammt gut. Natürlich kann man Sängerin Linnéa Vikström, Bassistin Majsan Lindberg und Joan Massing am Schlagzeug nicht mit ihren Vorgängerinnen vergleichen. Fakt ist, dass das Gespann auf der Bühne gut harmoniert. Zu Songs wie „Loud And Free“ und „Watch Out“ vom aktuellen Album „Black And Gold“ agieren die Damen von Thundermother sehr agil und nutzen die große Bühne in der Stuttgarter Halle voll aus. Der Begriff Rampensau passt hier wie die berühmte Faust aufs Auge.

Die positive Stimmung überträgt sich direkt aufs Publikum im großen Stuttgarter Rund. Mit wehenden Haaren und erhobenen Fäusten feiert die Crowd den rotzigen Rock der Schwedinnen, welche sich mit „Driving In Style“ nach zehn Songs unter tosendem Applaus verabschieden. Man darf gespannt sein auf das kommende Album in der neuen Besetzung.

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Die 30-minütige Umbaupause bietet endlich Gelegenheit für ein Kaltgetränk und einem Besuch des Merchstandes. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands haben die Scorpions moderate Preise. Ein T-Shirt für 30 Euro hat mittlerweile Seltenheitswert. Doch zurück in den Innenraum: Ein Vorhang mit riesigen SCORPIONS-Schriftzügen verdeckt die breite Bühne, während der dazugehörige Laufsteg tief in den Innenraum hineinragt.

Vorhang auf für die Idole meiner Jugend!

Endlich geht das Licht aus und der Vorhang fällt. Doch nicht die Musiker des Headliners sind zu sehen. Vielmehr kommt ein weiterer Vorhang zum Vorschein, auf dem die Frage „Are You Ready To Rock?“ prangt. Ohrenbetäubender Jubel beantwortet diese Frage mehr als eindeutig. Endlich ist es soweit, die Idole meiner Jugend betreten die Bühne!

Los geht die wilde Fahrt mit „Gas In The Tank“ vom aktuellen Album „Rock Believer“. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur stehen Bassist Pawel Mąciwoda, Gitarrist Rudolf Schenker, Sänger Klaus Meine und Gitarrist Matthias Jabs auf der Bühne, während Drummer Mikkey Dee auf seinem Podest hinter dem Set über allen thront. Von der ersten Minute an herrscht eine grandiose Stimmung zwischen den drei anwesenden Generationen. Hier feiert der Opa mit Tochter und Enkel eine Band, die seit über 50 Jahren international extrem erfolgreich unterwegs ist.

50 Jahre „Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll“ scheinen bei der Hardrock-Band aus Hannover nur ein Klischee zu sein. Das Quintett erweist sich während des knapp zweistündigen Auftritts als enorm fit. Rudolf Schenker hat mit seinen 74 Jahren einen durchtrainierten Körper, nach dem sich so mancher Mittfünfziger sehnen würde. Sänger Meine schafft es im gleichen Alter immer noch, die hohen Töne nahezu unfallfrei zu meistern. Bei „Make It Real“ aus dem Jahr 1980 kommt endlich der Bühnensteg zu seinem Einsatz: Bis auf Drummer Mikkey kommen die Musiker immer wieder nach vorne, spielen und posieren, was das Zeug hält. Die Spielfreude steht allen sichtlich ins Gesicht geschrieben.

Den Fans gefällt die Show sichtlich, wirklich jeder der insgesamt 17 Songs wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Morgen ist Montag, viele müssen zur Arbeit. Aber wer denkt bei diesem genialen Auftritt schon an Morgen? Der Oscar für die beste Beleuchtung geht in diesem Jahr an die Lichtmischer der Scorpions. Perfekt wird hier jedes Bandmitglied in Szene gesetzt und auf einer Leinwand in verschiedene Videoeinspielungen integriert. Auch der Sound ist über jeden Zweifel erhaben.

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„Wind Of Change“ wird angesichts der derzeit angespannten Weltlage mit aktuellem Text gespielt. Die Zeile „Now listen to my heart / It says Ukrainia / Waiting for the wind to change“ erscheint für alle sichtbar auf der Leinwand. Zahlreiche Handytaschenlampen sorgen für Gänsehautmomente in der Schleyerhalle. Allzu viele Balladen gibt es an diesem Abend allerdings nicht. Mit Vollgas geht es in die Evergreens wie „Blackout“ und „Big City Nights“, bevor sich die Scorpions aus Stuttgart verabschieden.

Aber halt! So schnell ist der Abend dann doch noch nicht vorbei. Unter lauten „Zugabe“-Rufen kommen die Scorpions noch einmal auf die Bühne. Mit „Still Loving You“, unterstützt aus tausenden Kehlen und „Rock You Like a Hurricane“ gibt es noch einmal Nachschlag, bevor die glücklich und zufrieden aussehenden Fans in die neue Arbeitswoche entlassen werden. Auch der Autor dieser Zeilen macht sich verschwitzt und erschöpft auf den Weg. Vielleicht findet er irgendwo unterwegs seine Stimme wieder, welche er irgendwann in den letzten Stunden verloren hat.

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

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