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Gill Landry

Der Name Gill Landry mag vielleicht nicht allen auf Anhieb etwas sagen. Der Name Old Crow Medicine Show vielleicht schon eher. Diese 1998 gegründete Band, welche letzten Sommer ihr fünftes Studioalbum „Remedy“ veröffentlicht hat, sind in ihrer Heimat eine Institution des Folk, Country und Bluegrass und wurden hierzulande unter anderem als Opener für Mumford & Sons bekannt. „Remedy“ gewann 2014 einen Grammy als bestes Folk-Album. Gill Landry ist einer der Sänger dieser Band und spielt dort Banjo und Gitarre.

Mit seinem selbstbetitelten neuen Longplayer legt Gill Landry bereits seine dritte Solo-Veröffentlichtung vor. Musikalisch bleibt der Amerikaner natürlich seinen Folkrock-Wurzeln treu, auch wenn es auf der neuen Platte doch noch ruhiger, gelassener und vor allen Dingen auch melancholischer als auf der letzten Old Crow Medicine Show Veröffentlichung zugeht. ‚There’s a funeral in my heart and everyone is dressed in black‚. Ja, viele der zehn Tracks des neuen Albums sind von einer gewissen melancholisch-pessimistischen Grundstimmung geprägt, was nicht ganz zu einem lauen Sommerabend passt, aber für den regnerisch-trüben Herbst eine ideale musikalische Untermalung bietet. Die Texte handeln von Verlust, vergangener Liebe und Trauer. Dazu passen die oft minimalistische Instrumentierung und Landrys markante Stimme, die oft an Bruce Springsteen und sein sehr persönliches Album „Nebraska“ erinnert. Die Arrangements bestehen in der Regel aus akustischen Gitarren, Bass und Piano, dezent werden hin und wieder Drums oder auch eine Country Fiddle mit eingeworfen.

Landry wird zudem musikalisch unterstützt unter anderem von Nick Etwell (Mumford & Sons), der viele Songs durch sein stimmungsvolles Trompetenspiel aufwertet und neben all der Melancholie für durchaus fröhliche Akzente sorgt. Und noch eine Verbindung zu Mumford & Sons: Die britische Folksängerin Laura Marling war bis 2010 mit Marcus Mumford liiert. Marling war 2006 Gründungsmitglied der Band Noah and the Whale. Die Sängerin steuert für Gill Landrys Projekt Guestvocals bei. Der Song ‚Take This Body‘ drückt die Suche nach Geborgenheit und mehr als nur körperlicher Liebe in einer kühlen Welt aus und transportiert dies mit wunderbar melancholischen Gitarren und zurückhaltenden Pianoakkorden: ‚So take this body baby and hold me tight / give me more than flesh and bone / take this body baby and treat me right / make me believe we’re not alone‘.

Gill Landry ist ein wunderbar stimmungsvolles und überwiegend ruhiges Folk-Album gelungen, das mit persönlichen Songs und einer zurückhaltenden Produktion überzeugen kann, bei der Gesang und nachdenkliche Texte eindeutig im Vordergrund stehen. Wer Landrys Hauptband Old Crow Medicine Show mag, es aber auch gerne einmal etwas ruhiger angehen lässt, dem sei dieser neue Longplayer des Amerikaners empfohlen, eine nur bedingt fröhliche, dafür umso atmosphärischere und sehr intime Reise, die gekonnt Folk, Americana und Landrys Singer/Songwriter-Kunst zu einem beeindruckenden Gesamtwerk verbindet.

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