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Galactica

Ob die polnische Progband Lebowski den gleichen Coverdesigner hatte wie ihre israelischen Kollegen Telegraph? Beide, fast gleichzeitig erscheinende Alben ziert nämlich eine ausnehmend ansehliche junge Frau im altmodischen russischen Astronautenhelm. Wo die Camel-Verehrer Telegraph ein Gemälde und Top-Model-Looks bevorzugten, haben sich Lebowski für ein Foto, Girl-next-door-Looks mit süßen Sommersprossen und relaxten Beinahe-Instrumental-Prog entschieden.

Trotz der immer wieder eingesetzten Rock-untypischen Instrumente wie Klarinette oder Flügelhorn sollte aber nun niemand an Isildurs Bane oder Anglagard denken – Lebowski bleiben musikalisch auf relativ konventionellen Pfaden. Die weniger metallischen Seiten ihrer Landsleute von Riverside klingen gelegentlich durch, auch Steve Rotherys „Ghosts Of Pripyat“ kann durchaus als Vergleich herangezogen werden, auch wenn die Gitarrenarbeit natürlich nicht ganz mit der des Marillion-Chefs mithalten kann. Dafür klingt es in den zahlreichen Clean-Passagen wie eine weniger schläfrige Version dessen, was David Gilmour auf „On An Island“ gemacht hat. ‚Goodbye My Joy‘ könnte sogar fast eine leicht jazzige Adaption von Erocs ‚Wolkenreise‘ sein. Selbst, wenn es in ‚White Elephant‘ mal grooviger und mit durchaus harten Gitarren (soundtechnisch weit im Hintergrund versteckt) „zur Sache“ geht, bleibt der Grundton harmonisch und die Arrangements hochgeschmeidig. Leider schrammt die Band aber manchmal auch über die schmale Grenze zur Telefonwarteschleifenmuzak, und einmal mehr hätte auch hier einem Underground-Prog-Album etwas Straffung gutgetan. Denn für 67 Minuten Spielzeit bietet „Galactica“ einfach zu wenige Stimmungswechsel, zu wenig Abwechslung generell. Nach den früher einmal üblichen 45 Minuten Spielzeit beginnt man als Zuhörer einfach ein wenig das Interesse zu verlieren.

Harmoniesüchtige Instrumental-Progger dürfen das Album aber gerne auf die „Reinhören“-Liste setzen. Zu beziehen ist die Importscheibe bei den Spezis von Just For Kicks.

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