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Fresh Blood

2013 gelang dem Musiker und Produzenten Matthew E. White ein unverhoffter Durchbruch. Aus einer Demo für sein Studio Spacebomb Records wurde das von Kritikern hochgelobte und von vielen als Soul-Release des Jahres angepriesene Debütalbum ‚Big Inner‘. Nun legt der bärtige Richmonder mit ‚Fresh Blood‘ nach. Das Zweitwerk wirkt opulenter und ausgereifter als sein Vorgänger. Dabei klingt ‚Fresh Blood‘ genauso altmodisch wie das Wohnzimmer auf dem Cover aussieht, obwohl der Titel eher das Gegenteil vermuten lässt. Dies ist jedoch keineswegs negativ gemeint. Der interessante Mix aus Soul, Gospel, Blues und einer Prise Jazz-Rock, getragen von einer instrumentalen Vielfalt aus erhabenen Trompeten, prägnanten Klavierklängen und warmen Bässen, weckt beim Hörer Erinnerungen an die Hoch-Zeiten der Americana-Musik.

Das Liebeslied ‚Take Care My Baby‘ stimmt sogleich mit souligen Klängen auf den Grundtenor des Albums ein und überrascht mit einer für den flüsternden Sänger eher untypischen Variation in der Stimme. Mit dem frechen ‚Rock’n Roll Is Cold‘ nimmt das Album kurzzeitig an Fahrt auf, kehrt danach aber umgehend wieder zu einem gemächlichen Takt zurück, wo er die überwiegende Spielzeit verbleibt. ‚Circle ‚Round The Sun‘ ist wiederum das genaue Gegenteil. Untermalt von einem langsamen Schlagzeugtakt und ruhigen Klaviermelodien plätschert es geradezu vor sich hin, während White gefühlvoll

‚Wrap your arms around me, Jesus‘

ins Mikro haucht. Mit dem vollen Einsatz von Streichern kommt ‚Tranquility‘ dagegen geradezu orchestral daher und zeugt erneut von der Vielfalt der musikalischen Einflüsse, die auf ‚Fresh Blood‘ zusammentreffen.

Wer ‚Big Inner‘ bereits mochte, dürfte sich in den überaus gelungen Nachfolger regelrecht verlieben. Wem das Debüt etwas zu seicht war, sollte jedoch auch von ‚Fresh Blood‘ keine riesigen Sprünge erwarten, denn Matthew E. White erfindet sich damit nicht neu, sondern verfeinert nur die bewährte Formel. Seine hauchzarte Stimme ist durchaus Geschmackssache. Zuweilen fühlt man sich an einen Frank Zappa auf Valium erinnert. Durch den Flüsterton setzt sich der Sänger deutlich von der instrumentalen Dynamik ab und nimmt dem Album etwas von dem Soul, den die Musik unbestreitbar zum Ausdruck bringt. Davon abgesehen ist ‚Fresh Blood‘ aber allen Freunden von althergebrachter Südstaatenmusik mit Nostalgiecharakter zu empfehlen.

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