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Distant Rendezvous

„DEDICATED TO BEIRUT’S GOLDEN AGE“ – da möchte man fast weinen, wenn man diese Widmung auf der ersten Seite des Booklets zu Who Killed Bruce Lee’s neuem Album liest. Wassim Bou Malham (Gitarre + Lead Vocals) Hassib Dergham (Keyboard + Vocals) Malek Rizkallah (Drums + Vocals) und Pascal Sarkis (Bass + Vocals) kommen aus der Stadt, die einst das Paris des Ostens war. Davon ist nach Jahrzehnten des Bombardements nicht mehr viel übrig, aber das kulturelle Herz der Stadt schlägt weiter. Nicht zuletzt mit Who Killed Bruce Lee, die trotz der Widmung ein Album abliefern, das sich nicht in der elegischen Rückschau verliert.

Elf feine Tracks haben die Libanesen im Gepäck. Songs, die schön rotzige Riffs in den Raum stellen und ein bluesrockiges Flair verbreiten, oder die mit tanzbaren, urbanen Grooves bestechen. Das alles ist mehr Occident als Orient und manchmal würde man sich schon wünschen, die Wurzeln erspüren zu können, die Herkunft zwischen den Akkorden zu hören. Andererseits ist das alles in sich wunderbar stimmige, geile Mucke, also muss man vielleicht auch nicht versuchen, etwas auszubuddeln, das den Jungs hier nicht wichtig war. Der Sound funktioniert in Beirut sicher genauso wie anderswo.

‚Born Addicted‘ hat sich schnell als Favorit herauskristallisiert, mit seinem wunderbaren, abgewandelten Bo Diddley Groove. ‚Wasted Time‘ ist wieder einer dieser Songs, die sich für Nachtfahrten durch urbane Landschaften hervorragend eignen.

‚Distant Rendezvous‘ operiert auf internationalem Niveau – irgendwo ist das dann wohl doch vielleicht wie das alte Beirut, das weltoffen und modern geprägt war. Irgendwo. Und irgendwo ist man doch ein wenig verloren.

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