Dissent
Wenn es so etwas wie Südstaaten-Punk-Rock gibt, dann sind die kalifornischen The Cutthroats 9 Vorreiter dieses Genres. Gegründet zur Jahrtausendwende, benannt nach einem spanischen Horror-Western-Film und mit einer dicken Prise rollendem Doom im Arrangement, grade als wollten die Herren einen Zwanzigtonner-Truck vertonen, der unermüdlich durch die Wüste rollt.
Ohnehin ist der Begriff des Punk-Rock bei dieser Band schwierig, denn zumindest instrumental erinnert die Musik eher an Grunge- oder Doom-Rock – Irgendetwas mit Garage als Probenraum. Allerdings nicht jene von Mama und Papa, in der ein PKW und zwei Fahrräder Platz finden. Eher die, in welcher der Zwanzigtonner parkt, wenn er grade nicht durch die Wüste rollt. Das legt zumindest der lockere Umgang mit Hall-Effekten nahe. Doch Hall ist nicht der einzige Regler auf der Gitarristen Effektboards. Ein Roundhouse-Kick durch die Elektrotechnik mit dominanter Distortion sorgt für einen komplexen Sound, den das musikalische Arrangement jedoch durchaus aufnimmt und ausschöpft, wovon sich so manche Post-Rock-/ Stoner-Band dieser Tage ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnte – der Sound ist fett genug! Doch was die Musik dieser Band wohl wirklich einzigartig macht, ist die Symbiose von Gitarren-Leads und der ebenfalls verzerrten Gesangsstimme, die im Frage-Antwort-Prinzip ein fast verzweifelt wirkendes Melodie-Schema über die Begleitung legen, das in jedem Lied irgendwie wiederkehrt und doch immer anders ist.
Trotzdem ist ‚Dissent‘ kein Album, das ich mir all zu oft anhören werde. Der Teufel liegt im Detail, könnte man sagen, denn das, was die Lieder voneinander unterscheidet und interessant macht, sind Details, die nur bei genauem Hinhören ihre Wirkung entfalten. Nichts also für den Weg zur Arbeit und genauso wenig tauglich für die Begleitung beim Kochen, Sport treiben oder anderen Beschäftigungen. Es sei denn, man mag monotones musikalisches Hintergrundrauschen.