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Die große Palmöllüge

Punk is dead and so am I.

Fair enough. Aber muss das tatsächlich in Form des hektischen und schwer erträglichen Synthie-Dance-Tracks „Zwischen Thermomix & Webergrill“ konstatiert werden? Anscheinend ja. Denn soviel dürfte den Hörer*innen an dieser Stelle, nämlich dem letzten Stück des Albums „Die große Palmöllüge“ (Kidnap Music), bereits klar sein: Bei Akne Kid Joe gibt’s nur Entweder-Oder. Da machen sie keine Kompromisse.

Zumal es Satire ist. Bis dahin hat man außerdem schon 14 inhaltsstarke Songs hinter sich und kann mit besagten abschließenden 3:23 Minuten das Hirn nochmal ordentlich durchblasen lassen. Denn das gesamte Album zu hören, ist wie ein Hauptseminar in linker politischer Praxis – es erfordert Aufmerksamkeit und Konzentration. Durchhaltevermögen ist angesagt, denn mit ihrem Schwerpunkt auf den Texten sind die Songs musikalisch wiederum nicht besonders anspruchsvoll. Mit wenig sinnlicher Abwechslung bewegen sie sich per Mitwipp-Midtempo in einem Punkrock-Elektro-Pop-Gemisch, das sich gut zum Bier und Mit-Parolieren eignet.

Nicht allzu schön also, aber hochmotiviert und daher durchaus überzeugend präsentieren Akne Kid Joe eine Art Liederbuch für den oder die gesellschafts- und kapitalismuskritische*n, antifaschistische*n, antirassistische*n, antisexistische*n und ökologisch bewusste*n Umstürzler*in jeglicher Altersgruppe. Eingängige Chor-Gesänge, die gute Laune verbreiten UND das Bewusstsein stärken – so leicht geht Antifa. Mit dem niedrigschwelligen Agitprop ihres zweiten Albums wird die Band aus Nürnberg dennoch oder gerade deswegen kaum außerhalb ihrer gesellschaftlichen Blase punkten können. Dazu bräuchte es ein Mehr an Subtilität und gerne auch Dialektik.

„Die große Palmöllüge“ ist immerhin ein Album mit klarer Zielgruppe und eindeutigem Freund-Feind-Bild. Da kann später Keiner sagen, er oder sie hätte von nichts gewusst.


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Rookie Records

 

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