Es ist schon mutig, als Band ein Konzert mit drei Coverversionen anderer Bands zu eröffnen. Selbst wenn man wie die Eels dafür bekannt ist, sowohl fremde als auch eigene Songs immer wieder neu zu interpretieren. Das mag auch der Grund dafür gewesen sein, warum die für ihre enthusiastische Fangemeinde bekannten, kauzigen US-Rocker um Frontmann E bei ihrem Auftritt in Stuttgart eher verhalten begrüßt wurden. Sicher, die Songs waren von The Who und Prince – und dennoch: Für den Einstieg hätten sich vermutlich viele Konzertbesucher im ausverkauften Wizemann etwas von den Eels selbst gewünscht.

Die Band ist ein Phänomen – und das Phänomen ist größtenteils Mr. Mark Oliver Everett aka „E“, der sich in knapp 25 Jahren deutlich gewandelt hat. Nach einem Burnout und der Geburt seines ersten Sohnes klingen nicht nur die Songs und Texte des aktuellen Albums „The Deconstruction“ versöhnlicher (wenn auch die Melancholie immer zu den Eels gehören wird), auch auf der Bühne wirkt Everett ausgeglichener, redseliger, aufgeräumter als bei früheren Auftritten. In der Vergangenheit inszenierte sich der bärtige Multi-Instrumentalist mal als Werwolf mit Goldgräber-Bart oder als Gentlamen mit Stock und Zigarre – und war deutlich verschwiegener, fast scheu.
Den schrulligen Humor hat sich die ganze Truppe übrigens dennoch bewahrt, so beispielsweise, wenn eine Stagehand einen kleinen roten Teppich auslegt und diesen staubsaugt – um kurz darauf die Bandmitglieder über den „Catwalk“ flanieren zu lassen. Trotz des eher harzigen Starts laufen die Band und das Publikum natürlich bald warm. Mit einmal mehr großartigen, aber sehr stark von den Originalversionen abweichenden Interpretationen von „Novocaine for the Soul“ oder „My Beloved Monster“ beispielsweise. Die neuen Songs, das trockene „Bonedry“ und das helle „Today is the Day“, sind genauso dabei wie eine Vollgas-Punkrock-Version von „I Like Birds“.
Auf Klavier oder Hammond-Orgel hat die Band bei der aktuellen Tour übrigens vollständig verzichtet. Der neue Drummer „Little Joe“ stellt sich mit dem gleichnamigen, offenbar eigens komponierten Song gleich selbst vor, inklusive überzeugendem Gesang. Der Gänsehautmoment für den Autor dieser Zeilen kommt, als die gedanklich gewünschte Ballade „In the Yard, Behind the Church“ tatsächlich kurz darauf aus den Boxen klingt. Gitarrist The Chet darf an den Bongos brillieren, bis die Finger glühen und wird zur Feier seines Geburtstags mit der Erfüllung eines Jugendwunsches überrascht: einem waschechten, knallroten Mofa, mit dem das Geburtstagskind grinsend über die Bühne fährt.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Stimmung im Publikum weitaus ausgelassener und begeisterter als zu Beginn – auch wenn die Band ihre Fans mit den stark verfälschten Klassikern herausfordert. Meist beginnt der Jubel erst bei einsetzendem Gesang – die Songs sind teils sogar in anderer Tonart gespielt und kaum zu erkennen, bevor die Lyrics einen Anhaltspunkt geben. Das gilt auch für die erste Zugabe „Fresh Feeling“ – den die Jungs völlig passend in einer funkig-chilligen Variante spielen. Eine an Deep Purple erinnernde Hardrock-Version von „Mr. E’s Beautiful Blues“, das schaurige „Fresh Blood“ und das Daisies-In-The-Galaxies-eske Cover von Brian Wilsons „Love and Mercy“ lassen den Auftritt nach rund 80 Minuten gelungen ausklingen. Sicher nicht das legendärste Konzert der Eels, aber ein echtes Erlebnis. Wie Immer. Dankeschön dafür.