DICHT & ERGREIFEND – Straight outta Herzenssache
Den Anfang machen die beiden Mundart-Rapper Liquid & Maniac aus Regensburg. Zuerst noch etwas zögernd vom Publikum bestaunt – was jedoch auch an der exorbitant langen Schlange am Getränkestand gelegen haben mag – wird man doch erstaunlich schnell warm miteinander. „Gfrei mi a river“, eine Adaption des Songs „Cry me a river“ führt zu den ersten Lachern. Spätestens als sie im Freestyle Rap den Lokalkolorit einfließen lassen und die Augsburger Puppenkiste einbauen, oder darauf eingehen, dass einer der beiden krank ist haben sie die Leute auf ihrer Seite.
Doch dann starten Dicht & Ergreifend. Kein bisschen weniger als Bombastisch, anders kann man das nicht beschreiben. Die Bühne von einem idyllischen Backdrop verhüllt, das die Allianz-Arena, und den BMW-Turm im Hintergrund zeigt, und vorne ein Bambi samt Mama in sattgrüner Wiese. Die Seiten der Bühne werden von schwarzen Tüchern abgeschirmt, sodass kein, aber wirklich gar kein Blick gelingt. Nehmt das, ihr Popsternchen dieser Welt.
Doch der Spannungsbogen war offensichtlich noch nicht weit genug gespannt: Vor dem idyllischen Backdrop läuft eine Dame mit Penner-Bag (Anm. d. Red.: Beutel von Dicht & Ergreifend) auf und ab, in ein Gespräch mit ihrer KI am Handy vertieft. Die ersten Zeilen von „Es werde dicht“ erklingen und mit einem Knall rauscht das Backdrop zu Boden und gibt den Blick auf das Bühnengeschehen frei. Das Publikum ist von der ersten Sekunde an komplett dabei, kein Wunder, bei diesem Start, welcher übrigens noch in Outfit 1, dem Wüstenlook, absolviert wird. Später entledigen sie sich – und sie bedeutet in diesem Fall nicht nur die Dichtis selbst, sondern auch DJ, Tubistin sowie Trompeter, eben alle – dann des Wüstenlooks und feuern ihre Hits wie „Nein to Five“ oder „Eulen nach Athen“ ab, bringen das Publikum ordentlich zum Mittanzen und -grooven und lassen die Temperatur im Saal deutlich steigen. Das auf der Bühne stehende Solarium wird immer mal wieder für Lichteffekte oder Laufschriften genutzt, wahlweise aber auch als Sitz- oder Liegegelegenheit. Natürlich haben die beiden auch ihre Klassiker wie „Bierfahrerbeifahrer“ oder „Zipfeschwinga“ im Gepäck und feuern aus allen Rohren. Was noch aus allen Rohren gefeuert wird sind T-Shirts, wovon eines jedoch trotz allerschönster geschossener Flugkurve (wäre im Fußball bestimmt ein Tor!) in der Traverse des Lichtträgers hängen bleibt.
Achja, ich war ja noch beim Outfit. Das wächst im Laufe der Show noch auf vier an, die eigens designten Anzüge für die Tour, sowie Dicht & Ergreifend-Mäntel inklusive. Show können sie halt.
Wer hat noch gleich gesagt, das wäre nur Hip-Hop? An diesem Abend erlebte man ein Konzert, welches von Moshpit über Stagediving bis hin zu romantischer Handytaschenlampen-Interaktion und kollektivem Klamotten-Wedeln verdammt viele gute Dinge enthält. Man muss Dicht & Ergreifend und ihrer gesamten Crew wirklich Respekt zollen dafür, dass sie es schaffen über 2h hinweg das Energieniveau so hochzuhalten und dabei trotzdem so dermaßen viele – im besten Sinne – Showeffekte einstreuen, dass man wirklich nur mit einer Erkenntnis die Halle verlassen kann: Beeindruckt. Beeindruckt und mit dem Wissen, eine bombastische Show gesehen zu haben.
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Fotocredit Titelbild: Leon Zarbock
Foto & Text: Melanie
Dicht & Ergreifend Bandhomepage