Death By Burning
Wer sich traut, auch mal die obskuren Releases in den CD-Player zu schieben, wird hin und wieder für seinen Mut belohnt. Der erste Blick auf das Ölgemälde-Cover des Debütalbums „Death By Burning“ (Svart Records) der Hamburger Mantar verspricht Black Metal, löst dieses Versprechen aber nur in bedingt ein, denn die ersten Töne sind derart düster und räudig, dass es einen schwerfällt, die hässliche Fratze Mantars einer eindeutigen Spielart zuzuordnen. Aber irgendetwas hat der bizarre Sound an sich, das die Neugier in einem weckt. Frühe Venom und Bathory schweben einem vor dem inneren Auge.
Was nach Grunge klingend seinen Anfang nimmt, wird mit heiser-kehligen Vocals und einer tiefschwarzen Gitarre gewürzt, sodass ein Bastard aus Alternative und Black Metal dabei herauskommt. Simpel, aber effektvoll. Diese Mischung ist nicht nur in der Vorstellung böse, sondern spuckt Gift und Galle. Daraufhin paart sich manischer Post Metal mit klassischen Heavy Metal Riffs. ,Cult Witness‘ ist von einem Groove besessen, bei dem man sich bildlich die Satansjünger um das Feuer tanzen vorstellen kann. Mantar fügen Dinge zusammen, die man nicht vereinen darf. (So steht es im Necronomicon mit Blut geschrieben.) Verdammt ist der, der dieses Gesetz zu brechen gewillt ist.
Das Duo aus der Hansestadt gleitet daraufhin in düstersten Stoner Rock ab, hart an der Grenze zum Doom. Kaum zu glauben, dass keine Basssaiten dabei helfen, diesen fiesen schweren Sound zu kreieren. Mit ,Into The Golden Abyss‘ braust der Sound gewaltig auf, um dann in dunkelste Verzweiflung zu verfallen. ,Swinging The Eclipse“ lässt im Uptempo die Lautsprecher bersten, bevor die zweite Hälfte des Songs im Sumpf von Alternative und Post Metal qualvoll ertrinkt. ,The Berserkers Path‘ wälzt sich schwerfällig über den Spoken Words-Part, der die höllischen Vocals für dieses Mal ersetzt.
Blackened Crossover Metal von der Waterkant
So unterschiedlich die zehn Songs in Idee und Aufbau sind, sie entstammen einer schwarzen Feder, die ihre Handschrift auf sämtlichen Liedern hinterlässt. Wer kommt nur auf die Idee, die guten alten Melvins mit dreckigsten Black Metal zu kreuzen? Bei so viel unreinen Klängen liegen die Nerven blank; man möchte nur noch entfliehen, hin zum Licht. Doch dann würde man das grandiose ,White Nights‘ verpassen. Wie ein post-metallischer Lavastrom, der kein Leben hinterlässt, wird man noch tiefer in die Dunkelheit gezerrt. Am Ende wird doch alles Gut – ein finsterer, achtminütiger Brocken Sludge lässt „Death by Burning“ harmonisch ausklingen.
Das Debüt des Düster-Duos Mantar ist nichts für schwache Nerven. Die manisch bedrückenden Songs verlangen einem viel ab, doch am Ende des Tages weiß der am Leben gebliebene Hörer, dass er nicht von irgendeiner Band aus der Massenproduktion zu Tode gelangweilt, sondern mit viel Hingabe und Überzeugung langsam um das Leben gebracht wurde. Wer auf diesen kleinen, aber feinen Unterschied Wert legt, sollte sich unbedingt den zehn Kompositionen aus der Elbmetropole stellen.