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Close To The Sun

Alle Frontiers-Projektalben sind immer nur so gut wie die Sänger, die Serafino Perugino ans Mikro zerren kann. Place Vendome hat dabei den großen Vorteil, daß mit Michael Kiske eine der ganz großen Stimmen des Hardrock- und Metal-Geschäftes den Job übernimmt, weshalb das Projekt auch nun in die vierte Runde geht.

Ganz offen gesagt, der Reiz der ersten beiden Place Vendome-Scheiben war hauptsächlich, Michael wieder auf Albumlänge im Hardrock-Kontext genießen zu können. Nun gibt’s aber ja schon seit einer ganzen Weile die Band Unisonic. Die stellte ursprünglich ja eine direkte Fortführung von Place Vendome dar, auf ihrer ersten, noch ohne Kai Hansen absolvierten Tour wurden damals auch fast ausschließlich Place Vendome-Songs gespielt. Mittlerweile haben sich aber Unisonic als eigenständige Band etabliert und war regelmäßig live zu sehen, was die Besonderheit von Place Vendome natürlich ins Wanken bringt. Denn, ganz hart gesagt, auch auf „Close To The Sun“ findet sich hauptsächlich – immerhin obere – AOR- bis Hardrock-Durchschnittsware, die außer Michis Ausnahmeorgan keinerlei Alleinstellungsmerkmal besitzt. Lediglich das kraftvolle ‚Riding The Ghost‘ mit starkem Unisonic-Schlag, ‚Welcome To The Edge‘ und das im eingängigen Refrain mit echt einem schönen, Neal Schon-artigen Riff ausgestattete ‚Yesterday Is Gone‘ ragen melodisch heraus. Da nutzen auch die dieses Mal aufgefahrenen Massen an Gastgitarristen nichts, denn obwohl Uwe Koffler und Andreas Reitenauer von Pink Cream 69, die Unisonic-Kollegen Kai Hansen und Mandy Meyer oder Ozzy-Klampfer Gus G allesamt großartige Musiker sind, hinterläßt im Prinzip keiner seine Duftnote im auf Gleichheit geschalteten Soundgefüge.

Aber, da ist ja noch Kollege Kiske, und der könnte, offen gesagt, einfach sogar Scheiße zu Gold singen, wenn er wollte. Und so schafft er es trotz Durchschnittsongs tatsächlich, „Close To The Sun“ zwar nicht zum Pflichtalbum, aber zumindest zu einem gut hörbaren, durchaus gefälligen Album zu befördern. Wenn er in den Powerballaden ‚Helen‘ und ‚Breathing‘ das Emotionale unterm dick aufgetragenen Pathos zutage fördert oder in ‚Welcome To The Edge‘ einmal mehr seine Begeisterung für Elvis Presley anbringen kann, bevor er im Refrain die klassischen Kiske-Höhen mit viel Vibrato erklimmt, macht das dann sogar echt Spaß. Da wird einmal mehr bewußt, wie sehr diese Stimme dem Rockzirkus über viele Jahre gefehlt hat.

Kiske-Fans schlagen also auch hier wieder zu, wer dem Hanseaten aber ambivalent gegenübersteht, braucht Place Vendome auch im vierten Anlauf nicht unbedingt. Speziell, wo derzeit eine enorme Menge an toller Melodic Rock-Alben von Bands wie Brother Firetribe oder Tokyo Motor Fist zur Auswahl stehen.

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