Cinema Finis
Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr ein apartes Packaging behilflich sein kann, den Hörer in die richtige Stimmung für ein Album zu bringen. Fibonacci Sequence sind eine Instrumental-Band aus den USA (der Name hat irgendwas mit kopulierenden Karnickeln zu tun) und haben für ihr Konzeptalbum „Cinema Finis“ genauso viel Mühe und Kopf ins Artwork investiert wie in die Musik – und das lohnt sich. Denn so ergibt sich ein wunderbarer Synergieeffekt, bei dem sich Musik und Artwork gegenseitig aufwerten. Alles ist dem Thema „Kino“ untergeordnet, von den schönen Fotos, die in einem alten, edlen Vorführsaal aufgenommen wurden über die den Songs zugeordneten „Filmplakate“ bis zu den bisweilen soundtrackartigen Soundscapes der Musik, da passt alles. Dem Monty Python-Fan bringt speziell die Tagline zu „All Saints‘ Day“ zum Schmunzeln – „Witness the machine that goes ‚Ping‘!“ Darüber hinaus finden sich noch visuelle Anspielungen auf alte Universal-Horrors, Fulci, Metropolis, Hitchcock – einfach fein. Das Ganze erzählt – ohne Texte! – eine Story über einen Kinobesitzer, dessen heruntergekommenes Geschäft eine höchst seltsame Wendung nimmt, als ein „Mr. Legion“ dem Kino neues Leben einzuhauchen verspricht…
Auch die Musik weiß absolut zu überzeugen. Eine feine Mischung aus Progmetal und Fusion, wie erwähnt mit einer gewissen „cinematischen“ Note abgeschmeckt, und für Instrumentalmucke überraschend eingängig und nur wenig frickelig. In Songs wie ‚Christopher’s Plan‘ oder ‚Incantesimo Di Vistani‘ kommen Erinnerungen an das Debüt von Liquid Tension Experiment auf, ‚Repentless‘ und ‚Nightshade‘ hätten hingegen auch auf einer der letzten Steve Vai-Scheiben stehen können. Dazwischen gibt es zur Auflockerung kürzere Zwischenspiele wie das Acapella-Stück ‚Lobby Song‘, das mit osteuropäischen Folkloreklängen spielende, zum erwähnten ‚Christopher’s Plan‘ gehörende Akustikstück ‚Psalm Before The Storm‘ oder die soundscape-artigen ‚Tickets Please‘ und ‚Take Your Seats‘. Natürlich sollte man für das 75minütige Werk dennoch ein wenig Zeit mitbringen, denn zur Hintergrundmuzak taugt „Cinema Finis“ freilich überhaupt nicht. Ähnlich wie in der goldenen Ära des Kinos, der das Album Tribut zollt, sollte man „Cinema Finis“, das für eine Eigenproduktion auch fast schon unverschämt gut produziert ist, als Event genießen und in seiner Gesamtheit auf sich einwirken lassen.
Eine schöne Scheibe, bei der lediglich zu bekritteln wäre, daß die Story zum Konzept nicht mit abgedruckt ist und nur auf der Website der Band nachzulesen ist. Für alle Freunde instrumentaler Prog-Mucke mit gelegentlichem Fusion-Einschlag auf jeden Fall ein heißer Tipp! Zu beziehen über den Webshop von Just For Kicks!