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Catch & Release

Schöner als Matt Simons mit den drei neuen Songs auf der Neuveröffentlichung seines Albums Catch & Release kann man sich kaum von einer anderthalbjährigen Schreibblockade zurückmelden. Schon mit dem Titelsong und Opener sitzt man mit wippenden Füßen auf dem Sofa und freut sich, weil das auf Anhieb berührt.

Wenn es so etwas wie heitere Melancholie gibt, dann hat sie der New Yorker wenn auch vielleicht nicht erfunden, so doch für sich gepachtet. Leicht schwebende Harmonien erzählen Geschichten von großen Plänen, tiefer Liebe, gebrochenen Versprechen und verpassten Gelegenheiten. So etwas kann ganz schnell in die Hose gehen, kann in belanglosen Kitsch abgleiten, aber Matt Simons ist eben ein Könner.

‚It’s Not Enough‘ ist so ein Song, der von einem weniger begabten Künstler unerträglich wäre. Die Geschichte einer ersten Liebe, vom ganz leisen Sex im Keller des Elternhauses und vom Verloren-sein nach dem Abschied ist ganz nah am Leben und hört mit einem wunderbar unaufgelösten Akkord auf, der alles offen verhallen lässt. So wie es eben im Leben auch ganz oft ist.

Matts großes Vorbild sind dem Vernehmen nach die Beatles. In der Leichtigkeit der Harmonien kann man vielleicht sogar auch das eine oder andere Echo hören. Aber der Mann aus Brooklyn steht musikalisch auf eigenen Füßen, was sicher nicht zuletzt seiner soliden musikalischen Ausbildung geschuldet ist. Simons versteht sein Handwerk, das spürt man in jeder sicher gesetzten Note.

Wenn man etwas bekritteln möchte, dann vielleicht die etwas poppiger geratenen Nummern wie ‚The Higher Ground‘, bei denen ihm ein wenig die Erdung in den Jazz-Wurzeln abhanden kommt und bei denen auch die Wärme zu fehlen scheint, die seine Songs sonst besonders macht.

An einem Wintertag, an dem der Himmel schweflig gelbgrau ist und dicke weiße Tränen weint, gibt es nichts besseres, als sich mit einem heißen Tee und Matt Simons Album zusammenzurollen und die ganze Wucht der vierzehn Songs und des einen Remixes über sich schwappen zu lassen. Melancholisch, aber eben, wie gesagt, doch irgendwie auch heiter.

Und mit einem etwas schiefen und gegebenenfalls auch leicht feuchten Lächeln denkt man an all die Dinge im eigenen Leben, die nicht so waren, wie sie hätten sein sollten. Oder die nicht hätten sein sollen, aber irgendwie doch passiert sind. An Konsequenzen und Herzschmerzen, Neuanfänge und Schmetterlinge im Bauch und daran, wie arm das Leben ohne das alles wäre.

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