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Battles

In Flames gehörten einmal zu den Bannerträgern des melodischen Death Metal, den sie vor rund 25 Jahren in ihrer Heimatregion Göteborg in Schweden mit Kollegen wie At the Gates und Dark Tranquillity begründeten. Anno 2016, mit ihrem zwölften Album ‚Battles‘, erinnert kaum noch etwas an Death Metal, am wenigsten die Stimmung, die das Werk mit seiner sterilen, hypermodernen Produktion ausstrahlt. Verantwortlich zeigte sich Howard Benson, der unter anderem Bands wie My Chemical Romance produzierte. In ihrer Pressemeldung beschwören die fünf Schweden um Sänger Anders Fridén und Gitarrist Björn Gelotte wortreich ihre Unabhängigkeit von Trends, Erwartungen und stilistischen Einschränkungen. Man schwärmt vom kreativen Geist, der während der Aufnahmen herrschte und den innovativen Neuerungen. Fast könnte man den Eindruck erlangen, die Band scheint sich zu rechtfertigen.

Das Album besteht natürlich nach wie vor aus vielen Elementen, durch die In Flames bekannt geworden sind. Den Wechsel zwischen Screams und klarem Gesang, den Fridén nach wie vor beherrscht. Es gibt ab und an ein schickes kleines Gitarrensolo und natürlich sind die Melodieläufe unheimlich eingängig, oft allerdings auch unheimlich simpel. Ohnehin ist nicht die Beherrschung ihres Handwerks das, was die Kritik am Album ausmacht, denn ihre Instrumente beherrschen die Skandinavier. Es sind die nervtötenden, immer gleichen Synthie-Keyboard-Samples im Hintergrund, der affektierte Klargesang der von Delay nur so trieft, die ewigen Wiederholungen in den Refrains und das über weite Strecken todlangweilige Drumming. ‚Like Sand‘ leitet mit einer Flöte ein, ‚The Truth‘ mit Chorgesang, ‚In My Room‘ flirtet mit Sprechgesang, der Titelsong klingt wie Linkin Park vor über 15 Jahren und ‚Here Until Forever‘ ist eine unerträgliche Alternative-Rock-Schmonzette. Einzig der längste Song ‚Wallflower‘ verbreitet mit seinen groovigen Riffs und dynamischen Wechseln in der Stimmung gegen Ende des Albums so etwas wie Charme.

„Battles“ ist ein melodisches Modern-Rock-Album mit Metal-Anstrich, das mit seiner glattgeschliffenen Produktion auf den Mainstream zielt. Das ist In Flames‚ gutes Recht und nicht per se verwerflich, schliesslich müssen die Herren als Familienväter auch ihre Rechnungen bezahlen. Wenn man sich dabei allerdings unverblümt selbst für Innovation und „Trueness“ bauchpinselt, dann hat das schon einen schalen Geschmack. Nostalgische Fans von Linkin Park und Nickelback oder Mittelstufenschüler, die die Synthie-Pop-Metaller Amaranthe verehren, dürften dieses Album dann auch ziemlich toll finden. Todesmetall-Fans der frühen Stunde werden die unerträglich weichgespülten Klänge dagegen endgültig von ihrer ehemals geliebten Band mit ungläubigem Kopfschütteln zu jüngeren, in vielerlei Hinsicht besseren Death-Metal Bands treiben.

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