Atlas Vending
Kaum einer Band merkt man so stark an, dass ihnen die Konzerte und das Publikum fehlen. Die kanadischen Metz sind auf ihrem neuen Album „Atlas Vending“ (Sub Pop) derart energisch, laut und rastlos, als wollten sie sich und ihre eigene Live-Performance selbst übertreffen. Ja, dem Hörer soll etwas geliefert werden, was ihn beim Hören an sich und letztlich auch beim Stream-Konzert flasht.
Aufgabe erfüllt. Die Platte ist nichts weniger als ein Wirbelsturm. Das Trio aus Toronto hat diesmal besonderen Wert auf einen vollen, vielschichtigen Sound gelegt. Ein wenig erinnert es an das kürzliche erschienene Spice-Album, nur dass hier noch beim Tempo angezogen wurde. Damit liefert „Atlas Vending“ ein Hörerlebnis, das wenig zu wünschen übrig lässt. Metz bewegen sich auf ihrem vierten Album wild, aber nicht unkontrolliert zwischen Post-Punk, sehr angepisstem Garage-Rock und melodischem Noise.
Schön, wie präsent dabei das Schlagzeug ist. Dringlich und ohne nachzugeben treibt es jeden der zehn Songs voran. Das hat – gemeinsam mit mehrfachen Refrain-Wiederholungen – etwas positiv Redundantes, ist berauschend und will Einem doch die Nerven rauben. Mitunter legen sich einnehmende, Metal-affine Melodien über das Gehämmer. Die sorgen für einen leicht versöhnlichen Ton auf „Atlas Vending“. Der bleibt zwar zielsicher, aber sehr sparsam dosiert. Denn das letzte, was Metz mit dem Album wollen, ist Wohlgefallen erzeugen. Dazu gibt sich Sänger Alex Edkins schlicht zu wütend bis angewidert und lässt das in seinem Gesang auch aus.
So eindringlich wie die Bassdrum gleich zum Albumbeginn hämmert sich „Atlas Vending“ in Gänze in den Kopf des Hörers. Es ruft eine große innere Unruhe, Ungeduld und Unmut hervor. Das sollten im Prinzip die ganz natürlichen Reaktionen auf den Zustand der Welt und die ihr eigene Zivilisation sein. Mit Metz im Ohr dreht man deswegen wenigstens nicht durch – oder gerade doch?