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Ashby und Eyevory- Starke Frontfrauen, starke Musik


„Female Voices Of Progressive Rock“ – Unter diesem Namen touren die beiden Bands Ashby und Eyevory im Februar und März 2018 gemeinsam durch verschiedene Clubs und versprechen eine spannende musikalische Reise. Höchste Zeit für uns, mit beiden Bands über die Tour und progressiven Rock zu plaudern. Wir haben euch insbesondere Eyevory schon mehrfach vorgestellt, zum Beispiel in unserem Interview zum aktuellen Album Inphantasia.

eyevory1.jpg „Das Bremer Quartett überzeugt durch zwei starke Frontfrauen und anspruchsvolles Songwriting, welches gekonnt Prog, Rock und Folk miteinander vermischt. Die Querflöte setzt dazu ungewöhnliche Akzente. Auch das Quintett Ashby aus Mülheim an der Ruhr hat schon viel erreicht. Die 2011 gegründete Band um Frontfrau Sabina Moser legte 2013 ihre erste EP mit dem Titel  A Question Never Heard vor, und Sabina Moser wurde 2014 durch ihre Teilnahme an der Casting-Show „The Voice Of Germany“ einem breiten Publikum bekannt. Ein Jahr später erschien das vielfach gelobte Debütalbum „Fragmental“.

Kaja Fischer (Gesang und Flöte), Jana Frank (Gesang, Keyboards und Bass) und  David Merz (Gitarre, Samples) sind Eyevory und derzeit auf der Suche nach einem neuen festen Drummer. Wir haben uns mit ihnen sowie mit Sabina (Gesang), Rik (Drums), Joel (Keys), Chris (Bass) und Jan (Gitarre) von Ashby über das letztjährige Festival, die kommende Tour und die Musik der jeweils anderen Band unterhalten.

„Schubladentechnisch kann man uns dem Progressive Rock zuordnen“
, meint Gitarrist Jan von Ashby auf unsere Frage, wo sich die Band selbst genretechnisch sieht. „Jeder von uns hat aber größtenteils seine eigene Inspirationen, meist auch weit entfernt vom Prog Rock, weswegen es schwierig ist, das über einen Nenner zu brechen, aber letztendlich spielen wir Musik, die uns einfach Spaß macht.“

Ashby1.jpg „Sängerin Sabina ergänzt: „Ich war ja auch schon vor ‚The Voice of Germany‘ Sängerin von Ashby. Generell habe ich schon davor und jetzt auch Musik aus vielen verschiedenen Richtungen gehört. Prog und Pop haben da beide einen beträchtlichen Anteil, interessanterweise habe ich privat aber zum Beispiel auch immer viel Jazz gehört.“

Beide Bands haben in den letzten Jahren schon viel erlebt – auf der Bühne wie auch privat. Bei Eyevory gab es mehrfachen Nachwuchs, zuletzt bei Kaja. Jana berichtet, dass es allen gut geht und die Kinder wohlauf sind. „Danke der Nachfrage! Inzwischen haben wir zusammen genommen mehr Kinder als Bandmitglieder“, stellt sie lachend fest. Ashby Sängerin Sabina hatte da ganz andere Sorgen, nachdem es einige Zeit um ihre Gesundheit nicht so gut stand und es fraglich war, ob sie je wieder singen dürfe und könne. Zum Glück hat der Arzt schließlich Entwarnung gegeben. Was wäre sonst passiert? „Ich denke, dann würde es Ashby in der Form nicht mehr geben und ich würde wahrscheinlich in eine Depression verfallen“ gesteht Sabina. „Wir sind seit Jahren eine Band und teilen unseren gemeinsamen Traum. Wir brauchen einander und wenn einer von uns wegfällt… über so ein trauriges Thema möchte ich gar nicht nachdenken. Ich bin unheimlich froh, dass meine Stimme wieder voll einsatzfähig ist!“ Da stimmen wir voll und ganz zu und freuen uns auf eine kraftvolle Performance bei der kommenden Tour.

Eyevory sind derzeit wieder auf der Suche nach einem festen Schlagzeuger, es gibt schon ein paar vielversprechende Kandidaten, wie Jana zu berichten weiß. „Auf der jetzigen Tour ist unser alter Drummer Arne wieder als Gast mit dabei. Sein gesundheitlicher Zustand lässt eine langfristige Zusammenarbeit leider nach wie vor nicht zu.“ Wir wünschen natürlich weiterhin „Gute Besserung“ und drücken die Daumen.

Ashby3.jpg „Die Auftritte auf dem legendären Night Of The Prog Festival 2017 haben beiden Bands sehr viel bedeutet. Wir wollten wissen, ob und wenn ja wie dieser Gig die Bands nachhaltig beeinflusst hat. „Es ist sicherlich nicht so, dass wir jetzt nur noch mit Sonnenbrille durch Bremen laufen können“, stellt Gitarrist David von Eyevory fest. „Aber es hat uns definitiv weiter gebracht und war eine ganz zauberhafte Erfahrung, die keiner von uns je missen möchte!“  Und auch Ashby Frontfrau Sabina ist sehr froh, mit dabei gewesen zu sein: „Wir freuen uns, sehr viele neue Fans gewonnen und in der Prog Szene für Aufsehen gesorgt zu haben. Doch das ist erst der Anfang!“
Besonders Jana von Eyevory ist immer noch ganz begeistert: „Mir hat es vor allem persönlich sehr viel bedeutet, auf dieser traditionsreichen Bühne zu stehen. Ich bin in den 90ern total auf die Kelly Family abgefahren, die damals legendäre Konzerte auf der Loreley spielten. Unzählige Male hab ich das Live-Video von dort abgeschaut und immer gedacht: ‚Wow, auf dieser Bühne möchte ich auch mal auftreten, mit meiner eigenen Musik‘. Und nun wurde dieser Traum wahr, das ist Wahnsinn! Dieses Festival ist großartig, so familiär und absolut international. Wir haben uns sehr gut dort aufgehoben gefühlt – vor und hinter der Bühne.“

Das Festival war schließlich auch die Geburtsstunde für die jetzt anstehende „Female Voices Of Progressive Rock“-Tour. Ashby Schlagzeuger Rik erinnert sich: „Der Kontakt zu Eyevory bestand schon vorher durch verschiedene Gig-Anfragen, die aber leider nicht realisiert werden konnten. Durch die Bestätigung auf dem NotP kam direkt die Idee, eine gemeinsame Tour zu spielen.“ David von Eyevory fügt hinzu, dass sich beide Bands auf dem Festival endlich persönlich kennengelernt haben. „Was beachtlich ist, weil die Band ja aus Mülheim kommt, wo ich aufgewachsen bin.“

Ashby2.jpg „Wenn wir schon beide Bands gemeinsam im Interview haben, wollen wir natürlich auch über die aktuellen Alben plaudern – wollten hier aber einmal wissen, was denn die jeweils andere Band vom letzten Werk der Tourpartner hält. David Merz von Eyevory findet, dass Ashby in ihrer Musik andere Schwerpunkte setzen als seine eigene Band. „Und das ist sehr gut. Sabinas Gesang ist rauer und bluesiger, und die Musik ist oft kopflastiger als unsere. Wir sind ja schon stellenweise sehr viel melodischer und weicher.“ Sein Gitarrenkollege Jan von Ashby attestiert Eyevory eine sehr interessanten Mischung aus Folk, Prog und Pop. Ashby findet es mutig von Eyevory, in so einem frühen Stadium als zweites Werk ein Konzeptalbum zu schreiben, das die lyrische und musikalische Ebene so vereint. „Das ist Eyevory mit Inphantasia gelungen!“ David Merz hat auch einen Lieblingssong von Ashby: „Ashes Decay gefällt mir sehr gut.“ Sowohl bei Inphantasia als auch bei Fragmental saß übrigens der selbe Mann am Mischpult, wie Jana Frank uns verrät: „Christian ‚Moschus‘ Moos, das will schon etwas heißen!“

eyevory2.jpgAshby und Eyevory überzeugen beide mit ungewöhnlicher Musik und starken Frontfrauen. Gerade der Gesang im Prog ist ja leider doch stark von Männern dominiert. Wir möchten wissen, ob die Sängerinnen dies als Herausforderung und Gelegenheit sehen, es allen mal so richtig zu zeigen. „Mit einer Frontfrau hat man es vielleicht immer noch schwerer, aber mit zweien auf keine Fall!“ stellt Jana lachend fest. Ashby Schlagzeuger Rick ergänzt: „Unabhängig vom Musikstil sieht man sehr viele Frauen im Musikbusiness, jedoch ist Prog Rock eine Männerdomäne, das stimmt. Aber das ist für uns eine Chance, denn ein Alleinstellungsmerkmal dahingehend ist doch super!“ David ergänzt: „Im Prog-Rock rennt man da ja wohl offene Türen ein. Es ist richtig, dass es nicht so viele Prog-Bands mit weiblichem Gesang gibt, aber gerade deswegen ist da noch sehr viel mehr Raum für Originalität, weil man eben nicht so viele Vergleiche anstellen kann wie bei Männerstimmen, die ja von Jon Anderson bis Devin Townsend schon alles irgendwie abdecken.“

Originalität und musikalische Qualität treffen bei beiden Bands aufeinander und sorgen für ein garantiert mitreißendes Konzerterlebnis. Wir freuen uns sehr auf die „Female Voices Of Progressive Rock“ Tour und werden für euch natürlich auch live vom Bremer Gig berichten.

Wir sind neugierig, ob es neben den jeweiligen Alben ein paar Überraschungen geben wird oder gar gemeinsames Musizieren beider Bands. Aber hier möchten Eyevory und Ashby natürlich noch nicht allzu viel verraten. Jana teasert uns nur damit, dass es definitiv ein besonderer Abend werden wird. „Wer es genau wissen möchte, kommt am besten vorbei und findet es heraus.“

eyevory3.jpg „Für die Zeit nach der Tour haben beide Bands schon einige Pläne. Sabina verrät uns, dass Ashby schon wieder fleißig am Schreiben neuer Songs ist. „Einige davon sind auch auf der Tour schon hörbar. Das Album ist für Anfang 2019 geplant. Zusätzlich haben wir noch einige andere spannende Neuigkeiten, von denen man in nächster Zeit hören wird.“ Das klingt in der Tat sehr spannend. Und auch Eyevory hat viele vor. „Wir haben viele Ideen und werden auf der kommenden Tour schon einige davon ausprobieren“, sagt David. „Wir sind sehr gespannt, wie unser Publikum darauf reagieren wird.“

Die erste Ashby EP trug den Titel „A Question Never Heard“. Wir waren neugierig, welche Frage die beiden Bands noch nie gestellt bekommen haben. Alle Beteiligten beider Bands würden offenbar gerne mal aus der eigenen Haut und in eine fremde Rolle schlüpfen, denn Ashby überlegen, welche Superheldenkräfte sie gerne hätten: 

Sabina: Den Willen von Menschen manipulieren können.
Rik: Fliegen
Jan: Gedanken lesen
Chris: Unsichtbar sein
Joel: Allmacht, ganz bescheiden

Und auch Eyevory bleiben im phantastischen Bereich, denn eine Frage, die ihnen noch nie gestellt wurde, ist die, welcher Charakter aus einem Film sie gerne für einen Tag lang sein würden:

Jana: Katniss Everdeen
Kaja: Hermine Granger
David: Han Solo

Eyevory und Ashby freuen sich auf die Tour und jeden einzelnen Zuschauer, der den Weg zu einem der Konzerte findet. „Wir sind als semiprofessionelle Musiker/innen natürlich auch wirtschaftlich von den Besucherzahlen abhängig“, erklärt Jana. „Also packt eure Familie, Freunde und Arbeitskollegen zusammen und kommt vorbei, um mit uns einen unvergesslichen Abend zu erleben! Wir werden es Euch danken!“

Schon jetzt haben wir beiden Bands für ihre starke Performance, ihren tollen musikalischen Output und für dieses sehr sympathische Interview zu danken. Danke Ashby, danke Eyevory, wir sehen uns auf der Tour!

Hier noch einmal die Daten der anstehenden gemeinsamen Gigs:

02.02.18 Bocholt, Kulturort Alte Molkerei Bocholt e.V.
03.02.18 Duisburg,  Parkhaus Meiderich
28.02.18 Bremen, Meisenfrei Blues Club
03.03.18 Barsinghausen, ASB Bahnhof Basche
10.03.18 Großefehn, Schlappohr Rockkneipe
16.03.18 Leverkusen, K1
17.03.18 Viersen, Rock-Kultur-Werkstatt

Interview und Fotos: Michael Buch

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