Arvsynd
So wegweisend die Schweden bei der Digitalisierung sind, so herrlich altbacken sind sie bei ihren Crust-Punk-Bands. Eine davon ist M:40 aus Lidköping, die mit ihrem vierten Longplayer „Arvsynd“ (Suicide Records/Halvfabrikat Records) schon zu den alten Hasen der Szene gehört. Schwarz-graues Artwork mit Weltuntergangsstimmung, zwölf dahin brausende Tracks, wutentbrannte Vocals und ein mörderischer Sound – so muss eine Crust-Platte sein.
In den klassischen D-Beat integrieren M:40 düster-stimmungsvolle Passagen, die es einem kalt den Rücken herunter laufen lassen. Meistens preschen die fünf Crusties aber angriffslustig nach vorn. Auch wenn die Stücke einen Hauch Neo-Crust aufweisen und doch schon mal an die Fünf-Minuten-Grenze klopfen, steht die unbändige Energie der Lieder im Vordergrund. Dieser kann man sich auch nur schwer entziehen – die Mischung aus der klassischem Spielweise und effektiv eingesetzten postmetallischen Elementen ist dermaßen explosiv. Dank des heiseren Geschreis von Sebben, der angenehm an Tomba Lindberg erinnert, stehen sie den Platzhirschen Disfear sehr nah.
Auf die in der Szene angesagte Rock-Kante verzichtet das Quintett gänzlich. Sie bleiben bei dem, was sie seit 2002 am besten können: ihrer Wut musikalisch Nachdruck verleihen. Mit den psychotisch anmutenden akustischen Gitarrenzwischenspielen wie beim Titelstück drängen sie die restliche Wärme aus den 38 Minuten auf „Arvsynd“. Diese entstammen zwar lange nicht so heftigen Wahnvorstellung wie zum Beispiel die der finnischen Brüder Unkind, machen das Album aber zu einem der besseren Releases des Genres. M:40 schaffen es, dass ihr – für Crust-Verhältnisse – abwechslungsreiches Songwriting den Hörgenuss in keiner Weise schmälert. Dasselbe gilt für den Sound, der die Performance nahezu perfekt abrundet. Kein Quäntchen Death, Black oder anderweitigen Metal dringt durch die schneidende Produktion an das geneigte Ohr.
M:40 liefern! Volle Pulle vor den Latz! Im Punk/Hardcore-Mainstream machen eher die großen Namen wie Wolfbrigade und Martyrdöd die Runde, doch M:40 sind keinen Deut schlechter. Sie sind absolut auf Augenhöhe und spiegeln den gegenwärtigen Aufwind im Crust vortrefflich wider. „Arvsynd“ ist ein bärenstarkes Album!