Amazing Mega Party Motherfucker
AM:PM sind ein junges, talentiertes Quintett aus Vevey am Genfersee. Mit jeder Menge Energie und einem sehr leckeren Mix aus melodischem Deathmetal, Metalcore, Thrash und einer Prise Punk sind die fünf Jungs aus der französischen Schweiz ein Beispiel, wie fruchtbar und kreativ der Metal-Underground sein kann. Nach zwei Singles bringen Nicolas (voc), Marjan (git), Maxime (git), Thomas (b) und Jean-Baptiste (dr) nun kurz nach ihrer ersten Europatour ihr Debütalbum „Amazing Mega Party Motherfucker“ heraus, dessen Titel genauso zum Schmunzeln verleitet wie der erste Blick auf das Coverartwork. Entweder haben die Jungs einen Hang zu kindlichem Humor oder ein ganz besonderes Album am Start. Oder vielleicht sogar Beides?
Wer bei den Schweizern die Party-Mucke ausschaltet, ist offenbar ‚Doomed‘. So lautet nämlich der eigentliche Albumauftakt, nachdem man im Intro Zeuge davon geworden ist, wie jemand beherzt die allzu seichte Party-Musik beendet hat. Leicht verdaulich ist ‚Doomed‘ hingegen nicht – aber das ist keinesfalls negativ gemeint. Der Song ist düster und komplex: Von einem groovig-doomigen Riff zu Beginn über vertrackte Drum-Beats sowie deftige Growls und Screams von Nicolas durchläuft der gelungene Kracher mehrere unterschiedliche Abschnitte. ‚Speed Limit‘ ginge als (fast) reinrassiger Thrasher durch, wären die typischen Core-Breakdowns nicht. Macht aber nix, der melodische Mix von beider Stile ist auch sehr geil! ‚Dicatorship Of Fear‘ schafft es, in die Basis von Deathcore-Riffs, Drums und derbem Gesang viel Melodie und Gefühl einzuflechten. Das führt zu einer erstaunlichen Symbiose aus Härte und Leichtigkeit, wie sie auch an vielen anderen Stellen des Albums zu entdecken ist. Bei ‚Wolf‘ hat erneut der Thrash starken Einfluss, das siebenminütige Instrumental ‚420‘ variiert das bestimmende Riff immer wieder. Sehr melodisch kommt der Titel daher, mit wunderbaren Soli und Tempowechseln. ‚Rugged Road‘ beginnt tatsächlich mit mehrstimmigen Blechbläsern, doch sehr schnell blasen die fünf Jungs wieder durch die Gehörgänge ihrer Hörer. Bei der Midtempo-Nummer ‚Scream Now‘ ist der Name Programm und zum wieder Death-Metal-lastigeren ‚Rise Of The Mummies‘ haben AM:PM ein Musikvideo produziert, das man bei Youtube begutachten kann. Der Titelsong groovt knapp fünf Minuten prächtig vor sich hin – dann folgt das elfte und letzte Stück ‚Stronger Than I‘, das in einer wunderbaren Art und Weise nochmal die wichtigsten Elemente der Musik von AM:PM in einem langen Song zusammenbringt: Eine klasse Rhyhtmus-Sektion, knackige Riffs, dynamischen Gesang. Alles eingerahmt von einer melodischen Dichte, die sich über die Dauer des Liedes immer weiter steigert und dann so simpel und gleichzeitig genial endet wie sie begonnen hat.
Das Debütalbum der fünf Westschweizer von AM:PM zeigt eine am Alter ihrer Mitglieder gemessen beachtlich kreative und vielseitige Band, der es gelungen ist, ein in sich sehr rundes Album zu produzieren. Grosses Talent zum Songwriting ist auf jeden Fall da, genauso wie der Mut, mit progressivem Mut allzu ausgetretene Pfade zu verlassen. Die unverkrampfte Lockerkeit, mit der die Jungs ihre Einflüsse aus Metal und Metalcore unter einen melodischen Hut bringen, ist absolut erfrischend und für Genre-Fans ein echter Geheimtipp! Das Album wird voraussichtlich bald über die Bandcamp-Seite der Band erhältlich sein.