|

Amain

„Epic Score Metal“.
Ja. Genau.

Gibt es eigentlich professionelle Genrebezeichnungserfinder? Oder einen Bezeichnungsgenerator nach dem Vorbild des legendären Manowar Song Title Generators?

Anders gesagt: Was soll das? Andere malen eine Axt drauf und nennen das dann Battle Metal. Braucht es echt für jeden Kram eine eigene Schublade?

Ganz Rhapsody/Manowar-Like geht die epische Fahrt los mit 2 Minuten eingesprochenem Geschichtenonkel-Intro. Fanfaren, wilde Percussions, große Männerchöre – ja, mag sein, das klingt nach Soundtrack aus der Dutzendschmiede vom sechsunddreißigsten Hans Zimmer-Schüler. Danach ist aber Metal angesagt und der Rest hat nur in all den Momenten, die das Album langatmig und unflüssig machen noch einmal mit „Score“ zu tun.

Bei „The Last Of Stands“ schmeißen Crimfall dann weiter mit Rhapsody-Versatzstücken um sich, gepaart mit älteren Graveworm-Elementen. Das ergibt zusammen mit dem intensiven weiblichen Gesatz ein hübsches Stück Power Metal, das allerdings zu sehr bei den offensichtlichen Vorbildern klaut um wirklich herausragend zu sein. Produktion und technische Fähigkeiten sind allemal gut.

Allerdings wird dieser Song genauso wie alle anderen auch zwanghaft mit döseligen Zwischenparts zerhackt die wohl dem „Score“ in der Genrebezeichnung Rechnung tragen sollen. Auch der in vier Teile aufgesplittete 15minüter „Ten Winters Apart“ ist nichts anderes als eine ziemlich originalgetreue stilistische Kop….. Interpretation… von Rhapsody, Turisas, Stormwitch und Graveworm gepaart mit ein paar progressiven Breaks (zu Deutsch: Unsinnige Störungen des Songkonstruktes zwecks Vorgaukeln von erhöhtem Anspruch).

Der Struktur der Stücke würde ein Straffen gut tun, die orchestralen Parts sind aber bombastisch und gut, das Duett zwischen weiblichem Gesang und männlichem Gegrunze ist qualitativ ansprechend.
Wenn Crimfall sich besinnen würden eine gute Power/Death Metal-Band zu sein, und all das, was sie in Ihren Augen zu „Epic Score Metal“ macht, weglassen würden – die viel zu langatmigen und ausufernden akustischen Parts, das Geschichtengesülze und das Gitarren-Gejammer – dann hätte man ein sehr gutes, gut produziertes technisch hochwertiges Metalalbum, dem man eine absolute Empfehlung aussprechen könnte.
Manchmal ist weniger einfach mehr.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar