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Defenders Of The Faith – Special 30th Anniversary Deluxe Edition

Der Abschied ist längst kein Thema mehr. Statt dessen feiern Judas Priest jetzt quasi alle zwei Jahre den 30. Geburtstag. Natürlich nicht ihrer Karriere, die bekanntlich schon die 40 überschritten hat, sondern ihrer Alben. Und in diesem Jahr bekommt „Defenders Of The Faith“, zugegeben – mit mehr als einem Jahr Verspätung, eine große Geburtstagstorte in Form einer luxuriösen Neuausgabe, der „Special 30th Anniversary Deluxe Edition“.

Schon im Januar 1984 erschienen, klingt „Defenders“ auch heute noch frisch und wuchtig. Im unbestrittenen Blütejahr des Heavy Metal legten Judas Priest ein weiteres Meisterwerk auf, das nur deshalb im Schatten von „British Steel“, „Screaming For Vengeance“ und „Painkiller“ steht, weil es nicht die absoluten Pflichtsongs jeder Setlist enthält – kein „Metal Gods“, kein „Electric Eye“ – dafür den markerschütternden Einstieg „Freewheel Burning“, das krachende „Jawbreaker“, die Hymne „Rock Hard Ride Free“ und den Reißer „Eat Me Alive“.

Aber „Defenders Of The Faith“ war auch ein Zwischenschritt auf dem Weg zum umstrittenen Poserwerk „Turbo“, von Priest-Fans gleichermaßen belächelt wie geliebt. Der radiofreundliche Metalsound von „The Sentinel“, „Love Bites“ und „Some Heads Are Gonna Roll“ deutet an, was zwei Jahre später kommen sollte. Und „Night Comes Down“ fällt sogar in die Rubrik Powerballade – aber was für eine! Meine Meinung: Gern hätten Halford und Co. mit solchen Songs die eine oder andere B-Seite befüllen dürfen.

„Defenders Of The Faith“ ist ein großartiges und durchgängig unterhaltsames Album. Einzig „Heavy Duty“ und das Finale, halb Titelsong, halb Outro, gehen am Ende des Albums ein bisschen unter.

Aber zum Geburtstag gibt es natürlich auch Geschenke. Das ist einerseits die fantastische Aufmachung der Neuauflage im Doppel-Digipak und edlem Pappschuber. Vor allem aber ist es natürlich der Konzertmitschnitt von 1984 aus der legendären Long Beach Arena auf zwei CDs. Es handelt sich um ein Radiokonzert, das schon als Bootleg im Umlauf war. Die offizielle Veröffentlichung ist längst überfällig.

Wenn die US-Radiomacher damals eins gut konnten, dann Konzerte im Radio übertragen. Der Fundus der sogenannten Pre-FM-Bootlegs aus den 80er Jahren ist unglaublich, die Qualität oft auf demselben Niveau wie offizielle Live-Alben. Die Ausgangslage war also bestens – und der Sound ist es auch. Die Gitarren klingen kräftig, der Gesang ist präsent, das extatische Metalpublikum ist gut hörbar. So muss ein Live-Album klingen!

Die Setlist ist „fehlerfrei“ mit allen Klassikern und dem damals neuen Material. „Heavy Duty“ und „Defenders …“ waren nicht lange im Set, also genau hinhören! Alles in allem ist dieser Live-Mitschnitt eine großartige Zeitreise in das Jahr 1984. Zum Schrecken der Politik, der Kirche und der Eltern dominierte der Heavy Metal die USA. Zwischen Van Halen, Iron Maiden, Quiet Riot, Mötley Crüe, Dokken, W.A.S.P. oder den jungen Metallica waren Judas Priest schon fast alte Hasen, aber auf einem neuen Höhepunkt mit einem geradezu frenetischen Publikum. Man hätte dabei sein sollen. Ein Gefühl davon, wie es gewesen sein muss, bekommt man hier.

Auch wenn es seinen Preis hat – mit der „Special 30th Anniversary Deluxe Edition“ machen Judas Priest sich und ihren Fans ein echtes Geschenk. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.

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