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A Flourish And A Spoil

Achtung, nächste Lieblingsband! So jedenfalls warnt The Guardian. Aber Moment mal! Klingen die nicht derbe nach 2004? Und sind die goldenen Zeiten der „The“-Bands nicht eigentlich schon längst passé? The Troggs, The Byrds, The Beatles sowieso und nicht zuletzt die Strokes überzieht eine Patina der Gestrigkeit. The Districts aber klingen nicht so, als würde ihnen gerade die etwas ausmachen. Ganz im Gegenteil scheint es vielmehr ebenjener Belag zu sein, der den Vibe der vier Musiker ausmachen soll. Und er zeigt Wirkung: Wer hätte allen Ernstes angenommen, dass kein Bandmitglied auf mehr als 20 Lenze zurückblickt? Machen wir uns nichts vor: Kein Mensch! Und wer hätte auch nur gewagt, zu mutmaßen, dass diese „Brit“rock-Band nicht etwa aus Großbritannien, sondern aus Pennsylvania stammt? Na … Kein Mensch!

The Districts sind jung und stur genug, das Eisen nicht nur heiß zu schmieden, sondern auch noch glühend unter den Huf zu bringen. Künstlich aufgerauht oder -geblasen ist hier nichts; Produzent John Congleton (St. Vincent, Angel Olsen, Swans) hatte offensichtlich ein ruhiges Händchen. Dass der Song ‚Young Blood‘ nahezu neun Minuten in Anspruch nimmt, muss man überhaupt erst einmal schaffen zu registrieren, so kurzweilig haben die falschen Britrocker ihn arrangiert.

Rob Grote zieht das Röhren dem Singen vor, brettert von körnigen Rhythmusgitarren und energisch stampfendem Schlagzeug befeuert durch seine Songs, bis er sich in einer Hookline festbeißt, um sich die Hunde aus dem Kopf zu schrammeln (‚Hounds‘) oder zur Erdung in wacklige Akustik-Einschübe überwechselt (‚Suburban Smell‘). Was nicht unbedingt nötig wäre, denn: Je mehr Sand sich die junge Britrocker-Mimikry aus dem Getriebe pusten muss, desto wohliger wird einem um die Ohren rum und desto mehr gelüstet einem nach jenem stolzen Tempo, das sie bereits im Opener ‚4th And Roebling‘ vorlegen.

‚You’ve gone and changed from before and I’m trying to find the right words / It’s the difference between us worth a thousand diamond rings‘

, wiegt Grote dort die zwischenmenschliche Spaltbreite mit Edelsteinen auf und eröffnet den Reigen der kleinen Kränkungen und mittelschweren Heartbreaks, der ‚A Flourish And A Spoil‘ thematisch durchfädelt. Was folgt, ist eine befreite Fahrt auf der Slacker-Lore über rostige, unpolierte Gleise, Ohrensausen inbegriffen. Je schneller, je windiger, je kurviger desto besser. Das Schlusslicht ‚6AM‘ allerdings kleidet sich wiederum in bröselig-kratzigen LoFi, und so langsam scheint auch der bei uns anzukommen. Beim nächsten Durchgang erst recht.

Zugegeben: Vom Gefühl her ist all das vertrautes Territorium, von der Atmosphäre sind es The Strokes und Konsorten. Die ja – mit Verlaub! – auch mal mehr in Mode waren als sie es derzeit sind. Mögen die Districts auch auf abgefrühstückter Weide grasen – die paar frischen, saftigen Halme, die hie und da noch (oder wieder?) aus dem Boden zu sprießen scheinen, geben ihnen Recht. Und was noch solchen Spaß macht, kann ja so falsch in der Zeit nicht sein.

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