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Years in a Day (Live at La Gaîté Lyrique: Paris)

Die schwedischen Post-Metaller Cult of Luna hatten zuletzt im vergangenen Jahr mit dem Album „Mariner“ überrascht, eine Kooperation mit der US-Sängerin Julie Christmas. Nachdem die Band Anfang 2014, ein Jahr nach dem ebenfalls begeistern aufgenommenen Album „Vertikal“ eine längere Live-Pause angekündigt hatten, macht die Veröffentlichung eines Live-Albums absolut Sinn. Von einer Band, die vor nicht allzu langer Zeit angekündigt hat, kürzer zu treten, erwartet man allerdings nicht unbedingt eine solch hypnotisierende Live-Performance. Oder vielleicht gerade deshalb?

Wie dem auch sei, die Herren vom Mondkult haben den zehnten Geburtstag des 2006er-Werks „Somewhere Along the Highway“ im vergangenenen Frühjahr zum Anlass genommen, eine Show in Paris aufzuzeichnen. Die dauert knapp zwei Stunden und ist das Kernstück der Veröffentlichung. Die Setliste setzt sich überwiegend aus Stücken des 2006er-Werks „Somewhere Along The Highway“ zum zehnten Geburtstage zusammen. Auch „Vertikal“ und „Eternal Kingdom“ sind vertreten, vom Debütalbum und dem vor der Aufnahme veröffentlichten „Mariner“ sind dagegen keine zu finden. Neben dem Herzstück mit dem 110-minütigen Konzert auf DVD, besteht die limitierte Veröffentlichung zusätzlich noch aus zwei CDs vom Roadburn-Festival 2013 und 2016. Präsentiert wird das Ganze ansprechend in einer grossformatigen, faltbaren Vinyl-Hülle.

Die Musiker tauchen mit den Zuschauern in dieser Zeitspanne in ein optisch-akustisches Abenteuer ein, die ohne Umweg übers Ohr direkt in die Eingeweide geht. Cult of Luna waren schon immer eine Band, die mehr als andere über den Bauch, die Emotionen und das Unterbewusste funktioniert haben. Das exzessive Spiel zwischen betörend ruhigen Passagen und eruptiven Riffgewittern ist wahrlich beeindruckend und wird von den sechs Schweden auf die Spitze getrieben. Im Stroboskop stehen die Herren Persson & Co. in Trance ihrer eigenen Welt aus Licht und Klang. Lang sind die Stücke, Töne und Riffs wiederholen sich langgezogen – wer keinen Zugang findet, der dürfte das an manchen Stellen monoton finden. Der Punkt ist: Diese Musik ist noch viel weniger für den Kopf gedacht als Rockmusik an und für sich. Man muss sich auf das Gesamtpaket einlassen. Auf die Screams und Growls von Persson im blitzenden Gegenlicht, auf die orange-rote Riff-Hölle und die quälend langsam bis zum erlösenden Höhepunkt hinausgezögerten ruhigen Sequenzen.

Das wird nicht jeden Rockmusikfreund aus der Reserve locken, vor allem, wenn man hauptsächlich“konventionelle“ harte Rockmusik mag. Von klassichen Songstrukturen und simplen Erwartungen halten Cult of Luna nicht viel – aber das weiss der geneigte Fan bereits. Ein beeindruckendes Gesamterlebnis ist die Konzertaufzeichnung allemal und so funktioniert sie auch wunderbar.

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