The End – Live In Birmingham
Die Abschiedstour von Black Sabbath scheint ja im Gegensatz zu ähnlichen Aktionen manch ihrer Kollegen tatsächlich das Ende der Metal-Miterfinder zu bedeuten. Und somit hat der Mitschnitt des finalen Gigs der Tour, passenderweise in Birmingham, der Heimatstadt der Band, natürlich ein gewisses Gewicht, das die Erwartungen schwer nach oben schraubt.
Nun, selbst wenn man nun außer Acht lässt, daß Black Sabbath weit mehr waren als ihre 1970er Alben und die managementdiktierte Reduktion der Band auf ihre Frühphase dem Gesamtwerk von Black Sabbath keinesfalls auch nur annähernd gerecht wird, muss man die Erwartungen noch ein wenig herabschrauben. Das liegt einerseits daran, daß Sharon Osbourne nicht willens war, Bill Ward zu bezahlen und somit nicht einmal das Original-Lineup der Band auf Abschiedstour war. Andererseits aber auch schlicht und einfach daran, daß Ozzy Osbourne auf „The End“ die wohl mieseste Leistung seiner Karriere abgibt – und das will Einiges heißen. Zwar trifft er dieses Mal die Töne – die Autotune-Artefakte sind aber auch recht deutlich zu hören. Was freilich die Software nicht richten kann, ist die Tatsache, daß der Gute völlig jenseits des Timings seiner Restband hersingt, als habe jemand böswillig seinen Clicktrack anders eingestellt. Schon im Opener – dem eigentlich unzerstörbaren Monolithen ‚Black Sabbath‚, perfekt gewählt für die Gelegenheit! – fragt man sich, ob Ozzy überhaupt den selben Song singt wie seine Kollegen. Gleiches gilt für das folgende ‚Fairies Wear Boots‘, ‚Into The Void‘ – ja, fast das komplette Set. Natürlich, Ozzy darf eigentlich alles, aber offen gesagt: das ist auch mit rosa Fanbrille nicht sonderlich genussvoll anzuhören. So sehr man sich natürlich immer wieder über Sachen wie ‚Snowblind‘ oder ‚Under The Sun‘ freut, „The End“ dient hier eher als Anreiz, mal wieder die ersten vier Alben ‚rauszuholen. Denn natürlich stammt jeder einzelne Song mit Ausnahme von ‚Dirty Women‘ aus den ersten drei Jahren der Bandgeschichte. Das auf dem Cover vollmundig angekündigte Medley aus ‚Supernaut‘, ‚Sabbath Bloody Sabbath‘ und ‚Megalomania‘ besteht aus den kurz von der Band angespielten Hauptriffs, die dann in ein ebenso kurzes ‚Rat Salad‘-Zitat und ein achtminütiges (guter Gott!) Drumsolo münden. Und überhaupt, die Drums. Tommy Clufetos ist mit Sicherheit ein guter Drummer, wenn man, wie Rob Zombie, stoisches Nach-vorne-Knüppeln braucht. Mit den lockeren, jazzigen Grooves von Bill Ward ist er aber schlicht und einfach überfordert, stattdessen gibt es pure Kraftmeierei, die die Songs leider weitestgehend statisch und klinisch wirken lassen. Apropos klinisch: warum zum Teufel hat man als Triggersound für Clufetos Snare eine derart cheesige Achtziger-Synthiepop-Klatsche gewählt? Das passt weder zum Rest der Band noch zu den Songs… ach, weh mir!
Auf der Haben-Seite gibt es natürlich, neben den natürlich diskussionsfrei göttlichen Songs, wie (fast) immer Tony Iommi und Geezer Butler. Klar, die Gitarren sind viel zu leise, obwohl Iommi selbst am Mix beteiligt war, und der Bass dafür teilweise zu laut, aber die beiden schaffen es dennoch, zumindest gelegentlich ein wenig Gänsehautfeeling aufkommen zu lassen. Ob das reicht, muss jeder Huldiger selbst entscheiden. Ohne den „Letzte Show“-Bonus bleibt aber eben eine halbgare Performance einer Band, die Besseres verdient hätte. Mit dem tatsächlich brillianten letzten Livemitschnitt „Gathered In Their Masses“ haben Black Sabbath sich nämlich ihr Altersdenkmal schon vor ein paar Jahren weit überzeugender gesetzt.