Surrender Denied
Wer hätte das gedacht! Ein neues Album der Hardcore-Institution Miozän nach 16 Jahren Release-Abstinenz! Und was soll man sagen? Das Warten auf „Surrender Denied“ (Demons Run Amok Entertainment) hat sich gelohnt!
Gleich mit dem Opener ‚Broken Wing‘ geht die Heide-Hardcore-Legende in die Vollen. Gradlinig und mit einem mächtigen Punch kommt der Song aus den Lautsprechern geprescht und klingt eindeutig nach Miozän, was nicht nur an Kuddels heiserem Organ und Frank kraftvollen Bass liegt. Die Neuerungen fallen sofort auf, positiv natürlich. Die Gitarrenarbeit von Neuling Kniffel, der klassisches Hardcore-Geschredder mit kleinen, aber feinen melodischen Griffbrettspielereien versüßt, ohne den Boliden aus dem roten Drehzahlbereich zu holen. Dafür sorgt – ebenfalls neu im Team – Tomek an der Schießbude, der ganz in der Tradition seiner Vorgänger auf der Überholspur agiert.
Insgesamt haben sich viele Melodien in die zwölf Songs eingeschlichen, was auf keinen Fall als Weichmacher zu werten ist. Ganz im Gegenteil, Miozän anno 2016 sind differenzierter und emotionaler unterwegs, was sie auf Augenhöhe zu ihren Helden von Uniform Choice bringt. Auch textlich sind die vier Heidjer geerdeter, aber auch ehrlicher, persönlicher und mehr mit dem Herz dabei als früher. Dabei wird auch schon mal das ein oder andere Klischee bemüht wurde. Dabei stechen der Titelsong und ‚Light Up The Stake‘ heraus, die einen einfach nur mitreißen.
Klar gibt es auch die typischen kämpferischen Chöre, zu denen die Fäuste Richtung Bühne gestreckt werden können, wie den Streetpunker ‚Reach Out‘. Erwähnt werden muss auch das schnelle ‚4 Chord Truth‘ und das langsam beginnende und dann explodierende ‚Backs To The Wall‘ mit aggressiven Crew-Shouts. Den Insted-Klassiker ‚We’ll Make The Difference‘ lässt das Quartett am Ende noch in neuem Licht erstrahlen. Eigentlich muss jeder Songs abgefeiert werden, aber es gibt einfach kein Halten bei so vielen granatenscharfen Songs.
Das Jahr 2017 fängt dank ‚Surrender Denied‘ mit einem richtigen, wenn nicht sogar dem Hardcore-Highlight an. Bleibt nur zu hoffen, dass das Jahr so weiter geht und die Jungs von Miozän nicht aufgeben. Surrender Denied!