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Sudden Death

ABBA sind zurück! Zumindest kann dieser Gedanke sehr schnell aufkommen, nachdem der Anfang des Openers „Revolution“ erklungen ist. Doch keine Sorge. Horisont nehmen nur in den ersten Sekunden Anleihen bei ihren schwedischen Kollegen, die von Sänger Axel übrigens sehr geschätzt werden. Eine Revolution ihres eigenen Sounds wollen sie auf „Sudden Death“ (Century Media Records) trotzdem nicht vornehmen.

Stattdessen bleiben sie auf ihrem sechsten Studioalbum ihrer Ausrichtung treu. Schon der zweite Song „Free Riding“ ist hervorragend gespielter Classic Rock, der sich an die 70er und frühen 80er Jahre anlehnt. Trotzdem ist keine musikalische Staubschicht zu finden, sondern Horisont setzen auf Kreativität. Neben dem starken Gitarrenriff von „Pushin‘ The Line“ wird in „Into The Night“ plötzlich das typische 80er Jahre Saxofon hervorgeholt, das von einem treibenden Keyboard im besten Toto „Hold The Line“-Stil vorangetrieben wird. Da wundert es nicht, dass Songschreiber und Sänger Axel seit einem Jahr keine Gitarre mehr angefasst hat. Stattdessen komponierte er alle Lieder von „Sudden Death“ auf dem Klavier. Auch wenn dieses dadurch eine hervorgehobene Stellung auf dem Album erhält, gibt es dennoch die straighten Rocksongs ohne großes Brimborium, wie das geradlinige „Runaway“. Ganz anders geartet ist dagegen „Archaeopteryx In Flight“. Beim letzten Track handelt es sich um ein komplexes und äußerst atmosphärisches achtminütiges Progressive-Opus.

Natürlich bleibt es bei den Göteborgern auch dabei, dass auf jedem ihrer Alben ein Lied in Schwedisch vorhanden sein muss. Diesmal ist es die halb-akustische Ballade „Graa Dagar“, was so viel wie „Grauer Tag“ heißt. Während die schwedischen Texte bisher aus der Feder von Bassist Magnus stammten, sind die Lyrics von „Graa Dagar“ die ersten von Sänger Axel in seiner Muttersprache. Wie er zugibt, fiel ihm dies gar nicht so leicht, sodass er feststellte, dass ihm englische Texte leichter von der Hand gehen.

Etwas in die Irre führt das Cover, welches einen Eishockey-Helm zeigt. Gemeinsam mit dem Namen „Sudden Death“ könnte schnell ein sportlicher Kontext hergestellt werden. Dem ist allerdings nicht so. Der Name „Sudden Death“ nimmt Bezug auf einen Freund der Band, der Suizid begangen hat. Inhaltlich wird dies in „Free Riding“ aufgearbeitet. Den Eishockey-Helm hat das Quintett lediglich ausgewählt, weil es ihn cool fand.

Horisont erfinden das Rad nicht neu und behalten ihr Konzept bei, in der klassischen Rockmusik zu wildern und sich Inspiration zu holen. Dies machen sie auf „Sudden Death“ jedoch so gut, dass ihr Sound dennoch selbständig wirkt und es eine Freude ist, den wohl durchdachten Kompositionen zuzuhören.

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