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PUBLIC DISPLAY OF AFFECTION – I Still Care

Wenn vier besonders kreative Menschen aufeinander treffen und gemeinsam musizieren, eine erfolgreiche EP veröffentlichen und unzählige Festivals bespielt haben, darf man auf da Longplay-Debüt gespannt sein. Public Display Of Affection (P.D.O.A.) nennt sich das Quartett aus Berlin, und „I Still Care“ (Eigenvertrieb) heißt das erste Album, das Ende September 2022 das Licht der Händlerregale erblickt.

Es ist nicht so ganz einfach, die Musik einzuordnen. Post Punk wohl, aber auch ein wenig Punk, Alternative Rock, Noise, sogar Pop und Blues. Über allem absolut prägnant die eindringliche Stimme der Frontfrau Madeleine Rose, gebürtige Australierin, mit jeder Note wild, hemmungslos, exzentrisch. So versteht sich das Quartett auch weniger als Band, sondern bezeichnet sich selbst als „multimediales Performance-Project“, das in manchen Songs gar an die wild-grotesken Jazz-Eskapaden aus dem Soundtrack eines David Lynch Films erinnert. Diese Beschreibung sollte den zufälligen Hörer warnen. „I Still Care“ ist kein Easy-Listening und wird sicher nicht so schnell das neue Lieblingsalbum. Oder vielleicht doch? Sicher, Musik und Gesang sind gewöhnungsbedürftig – zu kantig, zu sperrig, zu theatralisch, zu wasauchimmer. Aber seien wir doch einmal offen und lassen die durch die Bank weg interessanten Songs an uns heran, wabern und schleudern wir auf unserer ‚Typhoon Honeymoon‘ durch den ‚Lockdown‘, treffen wir den ‚Highway Man‘ in ‚Pink City‘, während wir am ‚Fishing Hook‘ zappeln. Zappeln, ja, das beschreibt es ganz gut. Manchmal muss man unwillkürlich zappeln, denn die schrille Stimme von Madeleine Rose greift nach den Nerven und drückt auch mal unbarmherzig zu.

Das ist Geschmackssache. Natürlich. Aber wer damit klarkommt, der darf Außergewöhnliches entdecken. Songs wie das finale ‚Exit‘ entziehen sich munter jeder Kategorisierung, wälzen Genregrenzen in einer Soundwelle in Grund und Boden, laden ein zum widerwilligen Genießen, beschäftigen noch lange nach dem Hören. So muss ein spannendes Album klingen, das sich vielleicht erst im zweiten oder dritten Durchgang so richtig erschließt. Gebt Public Display Of Affection diese Chance, verdient haben es die Berliner allemal!

Note: 2+

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