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Imaginary Man

Rayland Baxter legt mit „Imaginary Man“ sein Europa-Debüt vor. Der junge Songwriter aus Nashville, Tennessee ist in seiner Heimat kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er konnte dort bereits mit dem Vorgängeralbum „Feathers & Fishhooks“ vor drei Jahren jede Menge Kritikerlob einheimsen und mit Bands wie The Head And The Heart und Shakey Graves auf Tour gehen.

Bei der Herkunft Nashville ahnt man es schon: Ja, Rayland Baxters Musik ist im weitesten Sinne Alternative Country, Folk, Americana – aber auch ganz viel Indie-Rock. Und so bietet er auf „Imaginary Man“ elf überwiegend ruhige und intime Songs in ebenso intimer Instrumentierung. Neben der obligatorischen Akustikgitarre sind aber durchaus E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard vorhanden, aber die Begleitung hält sich zurück und macht klar, dass es hier in erster Linie um den Singer-Songwriter geht. Und der Amerikaner überzeugt mit einer angenehmen und sehr wandlungsfähigen Stimme, mit der er überwiegend leise und sehr emotional seine Geschichten vorträgt.

Bei Rayland Baxter verschwinden die Genregrenzen. Eben noch mehr im Country verwurzelt, streift er mit dem eingängigen, von melancholischen Keyboards und gedämpften Drums getragenen ‚Oh My Captain‘ die Gefilde des Indie-Softrocks. ‚Young Man‘ wird dann noch rockiger mit waschechten Blues-Attitüden. Auch hier kann Baxters Stimme überzeugen und verleiht dem düsteren Song die passende leicht verruchte Atmosphäre. Hin und wieder dringt der typische „Nashville-Sound“ mehr an die Oberfläche, wie bei ‚Memories Of Old Hickory‘, aber insgesamt dürften alle, die hier klassische Countrymusic erwarten, doch eher enttäuscht sein. Aber nicht doch – es gibt so viel zu entdecken auf diesem Album, das Musik zum Zurücklehnen und Genießen bringt und in aller Stille entdeckt werden will. Sauber produziert, ohne steril oder kühl zu wirken, verbreitet der Longplayer nicht nur am Lagerfeuer herrlich entspannte Wohlfühlatmosphäre. Das ist Musik zum Eintauchen, zum Relaxen, zum Träumen.

Spätestens mit „Imaginary Man“ sollte der Name Rayland Baxter auch in Europa allen Fans stimmungsvoller Americana ein Begriff sein. Dieser Mann und vor allen Dingen seine Stimme sind alles andere als „imaginary“, sie sind äußerst real.

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