Spaceman

„Ace darf alles“ – so die einhellige Meinung der Kiss-Fans. Somit ist Ace Frehley auch der Einzige, der im Alter von 67 Jahren auf seinem Albumcover im silbernen Glitzerstrampler auflaufen darf, ohne dabei seine Ehre in Frage zu stellen. Frehleys Humor und Selbstironie haben schon so manchem seiner Alben über diverse Schwächen weggeholfen, und das lakonisch betitelte „Spaceman“ macht da keine Ausnahme.

Denn natürlich macht Ace hier genau das, was man von ihm erwartet – sogar noch deutlicher als auf den direkten Vorgängern. Die simpel-knackigen Powerchord-Riffs, die kunterbunten Bubblegum-Melodien, cheesig-alberne bis witzige Texte und die urtypischen Rock’n’Roll-Soli liegen irgendwo zwischen den „Love Gun“-Ära-Kiss und dem ’89er Frehley-Album „Trouble Walking“ und brauchen sich vor den letzten drei Alben seiner ehemaligen Arbeitgeber mit Sicherheit nicht zu verstecken. Bei zwei Songs hat Gene Simmons seinem alten Kumpel songwritingtechnisch assistiert, beim Opener ‚Without You I’m Nothing‘ auch gleich noch den Bass eingespielt. Die zweite Simmons-Kollaboration heißt ‚Your Wish Is My Command‘ – der Titel des Songs tauchte erstmals zu „Psycho Circus“-Zeiten auf, und auf der „Monster“-Tour teaserte Gene den Titel erneut in Interviews an. Schön, dass er nun auf „Spaceman“ nun endlich eine Heimat gefunden hat. Doch Ace braucht die Simmons-Connection nicht unbedingt: ‚Bronx Boy‘, ‚In Pursuit Of Rock’n’Roll‘, ‚Mission To Mars‘ und das grenzdebile, aber unbedingt launige ‚Rockin‘ With The Boys‘, dessen Text sich fast wie eine Parodie auf Tante Peters „Beth“ liest, gehen genauso schnell in die Gehörgänge. Dazu kommt noch ein gelungenes Cover des durch Eddie Money bekannt gemachten Billy Satellite-Ohrwurms ‚I Wanna Go Back‘ (das auch bereits von ex-Journey-Mann Gregg Rolie aufgenommen wurde) und das unumgängliche Instrumental in der Tradition von ‚Fractured Mirror‘, diesmal ‚Quantum Flux‘ betitelt. Schwächeln tut eigentlich nur der etwas arg beliebige Refrain von ‚Off My Back‘, das wird aber keinen Frehley-Fan ernsthaft stören.

Klar, ein waschechter Klassiker ist „Spaceman“ nicht geworden, aber ein rundum überzeugendes, erfreulich gutgelauntes, sympathisches und selbstironisches Hardrockalbum der alten Schule mit hohem Glamrockanteil. Schade, dass es ausgerechnet jetzt draußen kalt wird – im Sommer macht die Mucke nämlich mit Sicherheit nochmal mehr Spaß. Aber auch im Herbst ist „Spaceman“ für alle Ace- und Kiss-Fans ein empfehlenswertes und solides Spätwerk mit Launegarantie.

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