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RED HOT CHILLI PIPERS – Wild im Kilt

Vor 17 Jahren haben die Red Hot Chilli Pipers quasi ein neues Genre erfunden: Die Dudelsack-Spielmannstruppe verließ damals die stark reglementierten Pfade der schottischen Musikkultur und begann, klassischen Pipe- und Drumsound mit Gitarrenriffs zu kombinieren und damit Songs von AC/DC oder Deep Purple zu covern. Classic Rock meets Scottish Traditional Folk: der Bagrock war geboren. Das Konzept ging auf, und die Gruppe spielte sich mit Covern und eigenen Songs schnell in die Herzen der wachsenden Fangemeinde. Das Debütalbum erhielt Platinauszeichnung, die Truppe wurde ein weltweites Phänomen. Auch das aktuelle Album „Fresh Air“ ist nicht nur bei unserem Magazin gut angekommen, wie der große Besucherandrang in Worpswede beweist. Das Publikum ist bunt gemischt, aber die Classic Rock-Fans in der Ü50-Kategorie dominieren dann doch im bis zum Rand gefüllten Saal des rustikalen Clubs.

Da braucht es auch keine Vorband und keine Special Effects. Die Pipers entern die Worpsweder Bühne natürlich stilecht in schwarzen Kilts und Hemden und liefern eine überaus unterhaltsame gut zweistündige Show ab – inklusive 20 Minuten Pause zur Halbzeit. Im Gegensatz zum aktuellen Album gibt es live keine Gastmusiker wie Trompeter, Saxofonisten oder eine ganze Big Band, aber das macht überhaupt nichts. Die Pipers sind zu acht angereist (drei Dudelsäcke, zwei Drummer / Percussionisten, Gitarre, Bass und Keyboards) und haben außerdem eine Sängerin mitgebracht, die ab dem dritten Song tatkräftig unterstützt.

Aufgelockert wird der Abend durch eine mitreißende Bühnenchoreographie und kleine Einlagen wie zum Beispiel ein energiegeladenes Duell zwischen dem Drummer Jay Hepburn und dem Snare-Percussionisten Grant Cassidy. Die Truppe hat sicht- und hörbar viel Spaß auf der Bühne, und das überträgt sich auch schnell ins Publikum. Gründungsmitglied William Armstrong und seine beiden Dudelsack-Kollegen Harry Richards und James Harper setzen Classic Rock-Favoriten wie AC/DCs ‚Thunderstruck‘, ‚Don’t Stop Believing‘ von Journey oder die alte Queen-Nummer ‚Fat Bottomed Girls‘ im breiten Bagpipe-Sound ein Denkmal. Seien es Eigenkompositionen oder Cover wie ‚Fix You‘ von Coldplay, ‚Auf uns‘ von Andreas Bourani, das beim Publikum natürlich besonders gut ankommt, oder der Filmsong ‚This Is Me‘ aus „The Greatest Showman“ mit Hugh Jackman, die Red Hot Chilli Pipers drücken jedem Song ihren einzigartigen Stempel auf. Sie sorgen mit traditionellen Pipes, Marching-Band-Drums und rockigen Gitarrenriffs für gute Laune und mächtig Soul, wie bei der Killers Nummer ‚All These Things I’ve Done‘. Es ist, als hätten AC/DC ihren Wohnsitz von Australien in die schottischen Highlands verlegt.

Die Gastsängerin Nicole Coldwell überrascht mit ihrer Interpretation von Leonard Cohens ‚Hallelujah‘. Wurde der Song auf dem aktuellen Album noch von einem Mann gesungen, weiß ihre Darbietung wirklich zu gefallen, schlägt sie die Studioaufnahme doch klar noch um Längen. Stimme ist sehr soulig und setzt auch im weiteren Verlauf des Abends immer wieder starke Akzente. Die Dancefloor-Nummer ‚Shut Up And Dance‘ von Walk The Moon erfährt im Highland-Gewand eine neue, stylische Wiedergeburt. Trotz der Enge im Saal wird versucht, diese Aufforderung zum Tanzen bestmöglich umzusetzen.

Im Zugabenteil gibt es dann noch einmal AC/DC mit ‚It’s A Long Way To The Top‘, das ja auch im Original schon prominente Dudelsack-Parts besitzt und sich damit natürlich als Piper-Cover anbietet. Beendet wird der Abend mit ‚We Will Rock You‘, bei den noch einmal kräftig mitgeklatscht wird. Ja, die Red Hot Chilli Pipers haben Worpswede gerockt, und schon beim Verlassen der Halle hört man viele Wünsche nach einer baldigen Rückkehr.


Fotostrecke zum Konzert auf unserer Facebook Seite

Bilder von Michael Buch

Red Hot Chilli Pipers Webseite

Offizielle Facebookseite

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