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Puddinghead

Für die zahlreichen Australien bevölkernden Backpacker kommt diese Band mit Sicherheit als nicht allzu große Überraschung auf den europäischen Kontinent herüber geschwappt. Für die, die Licht im Dunkeln brauchen, hier ein kleiner Steckbrief: Das sind Ball Park Music. Vier verträumte junge Herren und ein kesses Mädel. Das Musikstudium brachte die fünf Aussies zusammen. Kurzerhand wurde aus Sänger Sam Cromacks Soloprojekt eine Band, und so fand man sie bald als Radiosender Triple J’s Schützlinge auf australischem Überflug. Ihr nun eigentlich schon drittes Album ‚Puddinghead‘ ist Ball Park Musics erster internationaler Release. Ein ganzes Jahr lang sperrten sie sich hierfür in ein 70er-Jahre Bungalow, die Instrumente zur Hand und die heiße australische Sonne als Anheizer für Gemüt und Songwriting. Die Kirsche aufs Sahnehäubchen legte Produzent Tony Hoffer (Belle and Sebastian, M83, The Kooks), der das australische Jammen salonfähig machte. Entstanden sind dabei zwölf ansehnliche Post-Punk-Popsongs, die vor Leichtsinn, Freude und Nerd-Attitüde nur so strotzen.

Wer aber jetzt hinter den fünf unbeholfen Puddingheads nur eine Nerd-Kombo erwartet, hat weit gefehlt. Ball Park Music sind durchaus mehr als schnauzbart- und brillentragende Weezerverschnitte (obwohl hier gesagt werden muss, dass sie sehr an ihre amerikanischen Buddies erinnern!). Auf ‚Puddinghead‘ schrammeln sie, was das Zeug hält, losgelöst von jeglichen Regeln. Ball Park Music verbinden ihre auch mal bluesigen und rockigen Gitarren mit quickfidelen Keyboardhooks und fröhlichem Harmoniegesang. Sie greifen tief in die Trickkiste und holen alles heraus, was geht. Die kurzen Nummern, die von der ersten Schulbandprobe stammen könnten (‚Next Life Already‘), die Shoegaze-Masche (‚Cocaine Lion‘), versuchen es mit einer unbeholfenen Ballade (‚Teenager Pie‘) oder Liedern, die schon fast beim Britpop landen (‚Girls From Highschool‘). Dazwischen brillieren vor allem ‚She Only Loves Me When I’m There‘ und ‚Error Playin“ mit schmissigen Harmoniegesang von Sam Cromack und Jennifer Boyce und groovigen Melodien.

Und all das funktioniert problemlos – unbeholfen, ja, aber gerade weil ihre unbändige Energie und ihr Charisma aus jedem Akkord zu springen scheinen, mit Erfolg. So halten Ball Park Music dem strengen europäischen Markt endlich genüsslich die sonnenverbrannte Stirn hin. Und wenn einem dann noch die Texte erst richtig auffallen, merkt man, dass sich die fünf mit Sicherheit selbst nicht allzu ernst nehmen. Vor allem wollen ihre sonnigen Gemüter nämlich eines: Spaß und Freude. Musik kann schließlich auch mit anderen Mitteln leuchten.

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