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Poisoned Altars

Sie kommen aus der gleichen Stadt wie ihre Sludge-Kumpels Red Fang. Lord Dying aus Portland im Nordwesten der USA tragen die gleichen, karierten Holzfäller-Hemden und auch ihre Mucke geht in eine gleiche Richtung. Kein Wunder. Oregon ist bekannt für sein nasskaltes, sonnenarmes Klima, da kann man schon mal etwas emotionale Schlagseite bekommen, die sich dann auch in der Musik niederschlägt. Wo Red Fang allerdings vor allen Dingen in ihren Musikvideos mit ironischem Selbstbild spielt, liegt der thematische Schwerpunkt von Lord Dying bei knüppelharter Kritik an organisierter Religion. Das Cover-Artwork, die Songtexte und der Titel „Poisoned Altars“ sprechen eine deutliche Sprache, wie bereits der Auftakt des Albums beweist:

We’re faced with graves and names // Those we’ve loved and those we’ve shamed // We’ll live, and so we’ll die // A place to be so.

Frontmann Erik Olson ist mit seiner markerschütternden Stimme genau der Richtige, um gramvoll von eiternden Wunden (‚An Open Sore‘), vergifteten Seelen (‚Poisoned Altars’= und ewiger Dunkelheit (‚Darkness Remains‘) zu singen. Die Riffs sind pechschwarz und messerscharf, das Schlagzeug trommelt unerbittlich den immer gleichen, treibenden Rhythmus durch. Gitarrensolos sind selten, meist wird die rauhe Stimmung der gequälten Melodien von der Rhythmus-Sektion und den Vocals getragen. Wenn dann wie in ‚Offering Pain‘ doch einmal ein Lead-Solo zu hören ist, dann stellt es sich ganz in den Dienst der Sache. Und die Sache ist, ein düsteres Bild von der Welt zu zeichnen und keinesfalls, Bewunderung für den Musiker oder seine technische Rafinesse zu erzeugen. Düsternis war. Düsternis ist. Düsternis wird sein.

Darkness Remains Complete // In sight of day sinking // A willing hand pushing // Darkness obtains, fucking // We will keep this right here // One more time out for fear.

Vielleicht sollten die vier Herren aus dem regnerischen Oregon mal in die Sonne reisen, und sei es nur um zu merken, daß das Leben auch seine schönen Seiten hat. Auf der anderen Seite: Wenn die Herkunft tatsächlich die Musik prägt, dann kann diese Band wohl schlicht nicht anders. Und die kann ja durchaus begeistern. Lord Dying verbinden den dreckigen Sound von Sludge-Bands mit knochenzermalmenden, groovigen Riffs in der besten Tradition von Doom-Legenden und einem rauhem Gesang, der mit Hardcore- und Punk-Traditionen spielt. Fans von Bands wie Black Tusk, Kylesa, The Sword, frühen Mastodon und natürlich ihren Labelkollegen Red Fang werden das beklemmend-harte, zweite Album von Lord Dying mögen.

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