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Things That Hurt

Bei Cultdrreams geschieht nichts einfach so. Alles ist bis in seine Konsequenzen durchdacht und in seiner Vertretbarkeit abgewogen. So ist nach eigener Aussage der Namenswechsel, den die als Kamikaze Girls gegründete Band Anfang dieses Jahres vornahm, das Ergebnis eines intensiven Lern- und Rechercheprozesses. An dessen Ende stand die Entscheidung, die im Musikgeschäft durchaus ein selbstmörderisches Potential bergen kann. Aber der Respekt vor unterschiedlichen kulturellen Prägungen und womöglich verletzenden Verwendungen von Begriffen hatte für die Band mehr Gewicht.

Verletzungen sind es nämlich, die besonders Sängerin und Songwritern Lucinda Livingstone in ihrem Leben als prägend erfahren hat. Seit dem Debüt-Album „Seafoam“ wissen wir, dass Cultdreams ihre Musik zur Problembewältigung nutzen, brauchen – aber auch anbieten. Thematisch decken sie alles von psychischen Traumata, Depressionen und Selbstzweifel bis hin zu Frauenfeindlichkeit, sexueller Belästigung und gesellschaftlicher Ausgegrenztheit ab. Das fordert dem/r Hörer/in Einiges an Kraft ab, kann ihm und ihr diese, vor allem wenn selbst betroffen, aber eben auch geben.

Allein über Schmerzhaftes, „Things That Hurt“, offen zu reden, kann neue Qualen hervorrufen. Auf ihrem neuen Album (Big Scary Monsters) geben Cultdreams darum musikalisch größere Hilfestellungen als noch beim Vorgänger. Will sagen, nicht nur in den Texten, sondern auch im Songaufbau, den Arrangements und Melodien wurden mehr Emotionen verarbeitet, was beim Freilassen selbiger helfen kann. Das Duo ist im Songwriting und Zusammenspiel hörbar gereift. Auch wenn Livingstone uns ab und an die harte Kante gibt und ihr Leid unmittelbar herausschreit („Not My Generation“, „Flowers On Their Graves“), gibt es doch mehrere Songs, die einnehmend, ermutigend und auch tröstend klingen.

Cultdreams fabrizieren weiterhin extrem dichte Songgewebe, aber einzelne Features und vor allem der Gesang werden hier pointierter eingesetzt. Schöne Melodielinien, sphärische Gitarrenwände und eine gewisse Beherrschtheit gab es so auf „Seafoam“ noch nicht. Damit ist „Things That Hurt“ ein wesentlich facettenreicheres und tiefgründigeres Album geworden. Den Schmerz vermag es womöglich nicht ganz zu nehmen, aber zur Katharsis trägt es sicher bei.

 

www.cultdreams.co.uk

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