PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS – Bastard-Show im Bastard-Club

Ex-Motörhead-Gitarrist Phil Campbell ist nach dem Ende seiner ehemaligen Band mit seinen drei Söhnen Todd, Tyla und Dane, sowie dem Sänger Joel Peters als seine Bastard-Sons unterwegs. Drei Alben haben sie mittlerweile eingespielt, das letzte („Kings Of Asylum“) erst vor ein paar Monaten veröffentlicht. Heute sind sie in Osnabrück im -was könnte passender sein- Bastard-Club zu Gast.

Die kleine Location etwas außerhalb des Stadtzentrum trägt an diesem Abend schwarz, also quasi alle anwesenden Gäste. Die einzige Farbe bringen die zahlreichen Patches auf den Kutten der Fans, die meisten davon von der Lemmy-Truppe, und ein paar graue Haare, der mit Phil mitgealterten Anhänger*innen, wobei die Männer hier heute eindeutig in der Überzahl sind.

Den Abend eröffnen Lucifer Star Machine aus Hamburg, und diese erhalten sehr freundlichen Beifall für ihre Version von harten Gitarren-Klängen, und ihr lautes Vorspiel.

Um 21.10 Uhr läuft dann das Intro und die vier Campbells betreten die Bühne. Aber: Todd ohne Gitarre am Mikro? Als er die ersten Töne von „Iron Fist“ singt, gehen alle Hände im fast ausverkauften Haus nach oben. Sofort ist Stimmung in der Bude. Nach der Nummer gibt es ein paar erklärende Sätze, dass Sänger Joel krank im Tourbus liege, aber „We can´t cancel a Bastard-Show at a Bastard-Club“ sind die aufklärenden Worte, dass der älteste der Sprösslinge statt seiner Gitarre das Mirko bedient, und das macht er ziemlich gut. Tatsächlich hat auch Papa Phil bei Motörhead alleine die Saiten-Arbeit verrichtet, und das Fehlen der zweiten Klampfe wird nicht wirklich hörbar. Die Jungs wirken trotz der ungewohnten Aufteilung gut eingespielt.

Weiter geht es mit „Damage Case“ von 1979. Offensichtlich hat ein Fan in der ersten Reihe einen Blick auf die Setlist erhaschen können, und hat diese direkt gepostet. Beim Blick ins Internet wird klar, dass der heutige Abend komplett im Zeichen der 2015 mit Tod des Frontmanns aufgelösten Ex-Truppe des Chefs steht, was -trotz der starken eigenen Alben- den meisten Anwesenden nur recht ist. Und so zockt sich die Rocker-Familie durch alle relevanten Motörhead-Klassiker wie „Stay Clean“, „R.A.M.O.N.E.S.“ und das am lautesten abgefeierte „Ace Of Spades“. Mit „God Save The Queen“ (Sex Pistols) und „Heroes“ (David Bowie) werden zwar zwei Cover-Songs eingestreut, aber auch die hatte good ol´Lemmy regelmäßig intoniert. Zwischendrin gibt es ein paar launige Ansagen von Todd, Papa Phil konzentriert sich weitestgehend auf seine Riffs, einzig zur Zugabe sagt er ein paar Sätze. Insgesamt spricht in diesem Konzert in erster Linie die Musik für sich, gelegentlich nonverbal kommentiert mit den üblichen Mittelfingern, Fäusten oder Pommesgabeln. Lange Jams und ausufernde Soli sind nicht zu erwarten, meist ist nach dreieinhalb Minuten der Schluss-Akkord gespielt und es geht nahtlos weiter.

Die Stimmung ist hervorragend, das mitunter schüttere Haupthaar wird wild geschüttelt, und die Refrains lauthals mitgesungen. Einzig als nach gerade einmal etwas mehr als einer Stunde Netto-Spielzeit die letzten Töne von „Overkill“ verklungen sind und die Musiker sich endgültig verabschieden, gibt es ein paar lange Gesichter. Das war es schon? Ja, leider.

 

Das ist aber auch der einzige Vorwurf, den man an diesem Abend machen kann. Ein paar Tracks mehr hätten nicht geschadet, und so sehr alle die alten Lemmy-Hits abfeiern, wären hier ein paar der eigenen Lieder eine wunderbare Ergänzung gewesen.

SETLIST

Iron Fist

Damage Case

Rock Out

Orgasmatron

Stay Clean

Nothing Up My Sleeve

R.A.M.O.N.E.S.

God Save the Queen

Over the Top

Ace of Spades

Lost Woman Blues

(We Are) The Road Crew

Heroes

 

Bomber

Killed by Death

Overkill

 

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Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda

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