ERIK COHEN – Zweite Heimat München
Nebensächlichkeiten wie Vorbands hat man sich gespart, schließlich konnte man sich so viel besser auf das Wesentliche konzentrieren. Als Erik Cohen gegen 21 Uhr die Bühne betrat, merkte man sogleich was das in diesem Fall bedeutete: Eine Bühnenpräsenz die den kompletten Raum einnahm und fast körperlich spürbar war. Kein Wunder dass sich zu Anfang sogar die Die-Hard-Fans noch ein wenig verschüchtert zurückhielten. Das hielt jedoch nicht lange vor. Spätestens als Erik Cohen die Ballustrade erklomm reckten sich ihm die Fäuste entgegen. Vom ersten Moment an war er der Taktgeber, alles fokussierte sich auf ihn, egal ob er sich am Bühnenrand klein zusammen kauerte, die Stufen zur Galerie als Bühnenerweiterung benutzte oder über dem Balkon hing. Als er die Hitmaschine mit Songs wie „Mexikanische Lieder“, „Omega Mann“ oder „Chrom“ anwarf gab es sowieso kein Halten mehr. Die Band lieferte ihm den nötigen Wumms dazu, klang wuchtig, pumpend und mit ordentlich Punch nach vorne. Die in Nebel getauchte Bühne unterstrich die melancholisch-rauen Klänge wie bei „Schattenland“. Erik Cohen, der wie immer ganz rockstarlike mit Sonnenbrille, Jeans und weißem T-Shirt auf der Bühne stand, war an diesem Abend der Prediger, der ganz ohne Predigt auskam – selbst die Ansagen waren nur äußerst spärlich gesät. Und trotzdem tat das der Stimmung keinen Abbruch.
Als der erste Zugabenblock eingeläutet wurde fand sich sogar ein kleiner Haufen zum Prügel-Pogo zusammen. Die aus dem Publikum gereichte Kutte der Turbojugend Giesing zog der Sänger für das nächste Lied über. Bei dem mittlerweile schon legendären Joachim Witt-Cover von „Goldener Reiter“ war das Publikum stimmgewaltig bei der Sache und lieferte einen astreinen Backgroundchor ab. Mittlerweile war Band wie Publikum endorphingetränkt und überglücklich, selbstredend konnte man da nicht einfach von der Bühne gehen. Das Publikum durfte Wunschkonzert spielen und die Songs wählen, welche nochmal präsentiert wurden. So bekamen „Fehmarn“, „Schattenland“ und „Dirigent“ einen Doppeleinsatz. Mit „Neues Blut“ kam endgültig der letzte Song des Abends, in nahezu völliger Dunkelheit performt und dennoch von der Frontsau Erik Cohen überstrahlt. Am Ende formten sich im Publikum Daumen und Zeigefinger – nein, nicht zur obligatorischen Pommesgabel – sondern zu Herzen, die der Bühne entgegen flogen. Wer das schafft, hat alles richtig gemacht.
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Fotocredits: Marina Zeiler