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Monuments To An Elegy

Täglich fluteten die Pumpkins ihre Kanäle mit nervtötenden, großbuchstäbigen Newsmeldungen, die Vorzüge des Web 2.0 rücksichtslos überstrapazierend. Über Monate. Eckdaten gingen vollkommen unter in einem brodelnden Sud unakzentuierter Schlagzeilenschinderei. Selten war es verführerischer, den Status-Feed der eigene Lieblingsband auszublenden. Ob nun ‚Monuments To An Elegy‘ eine Fortsetzung des ominösen ‚Teargarden By Kaleidyscope‘-Zyklus‘ sein soll (oder ‚Oceania‘ je eine war), wusste man nie oder hat man schon wieder vergessen. Es wurde Zeit, dass die alteingesessene Alternative-Größe wieder die Musik sprechen lässt. Mittlerweile ist es so weit.

Billy Corgan hält von so einigem – Streifenpullis mal ausgenommen – nicht besonders viel und macht selten einen Hehl daraus. Dass er aber auch seinen eigenen Hörern kaum etwas zutraut, ließ er nie unverhohlener durchblicken als vor kurzem: Ursprünglich, so Corgan, hätte er ein Doppelalbum veröffentlichen wollen. Als er jedoch darüber nachgedacht habe, wie ein solches in der heutigen oberflächlichen Kultur konsumiert werden würde, habe er diesen Plan schnell verworfen. In der Konsequenz müssen wir uns bis zum zweiten Teil der Lieferung nicht nur noch ein knappes Jahr gedulden, sondern auch ein bisschen für dumm verkauft fühlen, unternehmen die Smashing Pumpkins am Ende doch nichts weiter, als selbstzufrieden dem Altbackenen zu frönen in der naiven Erwartung, dafür pflückfrische Lorbeeren einzufahren.

Mit aufgedunsenen, wohlig schnurrenden und grollenden Gitarrengebirgen begrüßt ‚Monuments To An Elegy‘ seinen Hörer. Den Bass auszumachen, ist Fummelarbeit. Billy Corgan fistelt und knödelt wie mit frisch eingeseiften Stimmbändern, lässt sich dazu mit klebrigen Keyboardsounds umsprühen. Business as usual bei umgekrempeltem Line-up: Am Schlagzeug saß schon bei den Aufnahmen Tommy Lee (Mötley Crüe; Pamela Anderson); Mark Stoermer (The Killers) und Brad Wilk (Rage Against The Machine) wurden für die Live-Shows angeheuert. Die Smashing Pumpkins entwickeln sich zur Al(l/t)starband, stagnieren aber damit ironischweise musikalisch.

‚Wir sind keine Band, die in der Vergangenheit leben oder in Sentimentalitäten schwelgen will‘

, betonte Corgan unlängst, doch will das Album dem irgendwie nicht entsprechen. ‚Monuments To An Elegy‘ erscheint wie ein verkaterter Tagtraum von besseren Zeiten, ein Song wie ‚Run 2 Me‘ instrumental und atmosphärisch wie eine Aufwärmübung zu ‚Tonight, Tonight‘. Dass der mittlerweile 47-Jährige nicht ‚women‘ zum Thema macht, sondern – wie in ‚Anti-Hero‘, immer noch von ‚girls‘ singt, fördert diesen Eindruck nur. Überhaupt ist dieses Album lyrisch ein Rätsel. Nicht, weil die Texte so kryptisch umgekrempelt wären, sondern hier vielmehr alte Bedeutungsschwangerschaft nur vorgetäuscht wird. Als hätte man es nie besser gekonnt. Wenig vorhanden also, was sich versäumen ließe, wenn man dem läppischen Allerwelts-Refrain von ‚Dorian‘, dem verkitschten Anspieler von ‚Being Beige‘ oder den halbherzigen Funk-Anwandlungen von ‚Anaise!‘ nicht auf den Grund ginge.

‚Monuments To An Elegy‘ atmet Nostalgie, lehnt sich mit nahezu vollem Gewicht in die Vergangenheit und fasst sich darin zum Glück kurz (Im Mittel 3,5 Minuten; der Hörer rafft’s sonst nicht!). Die Smashing Pumpkins klangen schon lange, lange vorher so, wenn auch in völlig anderer Besetzung. Während man die Mode von damals heute „nicht mehr trägt“, schickt es sich, zumindest einigem Musikalischen aus dieser Zeit aufgeschlossen gegenüberzustehen. Auch wenn Billy und die Kürbisse es sich hier sträflich einfach machen: Alles halb so wild. In mehrfacher Hinsicht. ‚Monuments Of An Elegy‘ ist – auch in Anbetracht des (gelinde gesagt) lebendigeren Vorgängers – kein Grund zur Euphorie. Aber am Ende irgendwie auch keiner zu Besorgnis. Ein so präsentables und doch zugleich so langweiliges Hörerlebnis hat Seltenheitswert. Von Lust oder gar Gespanntsein auf ‚Day For Night‘ kann nicht die Rede sein. Was sind wir doch alle verwöhnt.

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