LO! – The Gleaners
Wenn die Welt derzeit eins wirklich nicht braucht, ist es gesichtslosen Mainstream, Ja-sager. Charakter ist gefragt, die Infragestellung von Konventionen. Pelagic Records sind eines der Labels, die sich dieser Verantwortung stellen. Intelligente, anspruchsvolle und auch mal schwierige Bands zu featuren ist ihr Konzept. Mit dem neuen Album „The Gleaners“ der australischen Modern Hardcore-Formation LO! kommt es ihren Anspruch in vollem Umfang nach.
Auf unkonventionelle, oft abrupte, aber auch mitreißende Art kombinieren LO! modernen Hardcore mit dreckigem Sludge. So verbinden sie altes und neues Denken in doch eher stagnierenden, selbstgefälligen Genres. Gradlinige Energie leiten sie in intensive Grooves über, nur um mit akustischen Teilstücken oder Spoken Words die Frustrationen aus den Songs zu nehmen. Verglichen mit Kollegen wie Converge oder Shai Hulud wirken LO! schon fast in sich gekehrt. Trotzdem kann man sich der Kraft der neun Songs nur schwer entziehen. Sie sind komplex und abwechslungsreich, bleiben aber in jedem Moment nachvollziehbar.
Das Spiel aus wütendem Geschrei und aggressiven Growls, Straight forward und Breaks, Hardcore und Sludge verdeutlicht die Ambivalenz der Gefühle, die LO! transportieren. Der etwas dumpfe, aber massive Sound zeigt im Vergleich zum versierten Handwerk und Songwriting die Hin-und-her-Gerissenheit des aktuellen Weltgeschehens: Technik versus Bodenständigkeit. Nichts ist einfach, aber nichts ist unlösbar. Trotzdem ist die Grundstimmung in den Songs auf „The Gleaners“ düster, die Wut überwiegt, sie ist aber nicht grenzenlos. Der Kampf, der eigene Anspruch ist der Weg.
„The Gleaners“ wird seine Freunde im Lager der Fans von Old School als auch von modernen, niveauvollen Hardcore finden. Die 40 Minuten sind nicht perfekt oder aus einem Guss, dafür ist es genau dieser Funken Punk-Attitüde, mit dem LO! ein wirklich gutes Album in den Freiraum platzieren können, den die Platzhirsche aus den 90er und 2010er offen gelassen haben.
Bewertung: 2+