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Incarnate

Killswitch Engage präsentieren ihr 7. Album „Incarnate“ und die Frage, die sich wohl Jeder von uns stellt: Was wird uns erwarten? Etwas komplett Neues, vielleicht etwas Anderes? Oder bleibt die Band ihrer Linie treu, was gegebenenfalls schnell langweilig und abgedroschen wirken könnte? Hört man sich das Album das erste Mal an, kann man diese Frage gar nicht eindeutig beantworten. Es ist von Allem ein Bisschen dabei – genau diese Mischung macht das Album aber wiederum grandios. Für das 2013er Album „Disarm the Descent“ kehrte Sänger Jesse Leach zur Band zurück. Der Einfluss von Leach war im Vorgängeralbum gemäßigt, was nicht verwunderlich ist, konnte er nur noch gegen Ende der Produktion mitwirken. Beim vorliegenden Werk war er jedoch von Anfang an dabei und hat dem Album seine ganz persönlich Note verliehen.

Auf alle Tracks einzugehen würde diese Rezi sprengen, aber eines sei gesagt: Die Lieder sind keine 0-8-15 Nummern und alleine die ersten vier Songs zeigen, welches Potential diese Band nach wie vor in sich trägt. Der Opener ‚Alone I Stand‘ (der Titel scheint ein wenig abgekupfert von Godsmack’s „I Stand Alone“) fängt leise an; es dauert eine ganze Minute, bis intensiven Riffs und harsche Vocals die Oberhand gewinnen. Die Eingängigkeit der Melodie ist hoch, sowohl in den kantigen Shoutalongs als auch beim glatten, melodischen Refrain. Selbst auf dem 7. Album zeigen Killswitch Engage Leidenschaft. So muss das sein! Es folgt ‚Hate by Design‘, bereits vor Release als Single ausgekoppelt. Der Song ist heavy aber super eingängig. Schade nur, dass er richtig hart anfängt und in den Clean Vocals dann zu soft für den Geschmack einiger wird. ‚Cut Me Loose‘ beginnt bereits mit ruhigem Gesang, was aber nicht negativ goutiert werden sollte, denn hier ist er aufwendiger als im Metalcore gewohnt arrangiert. Den härtesten Track liefern Killswitch Engage mit ‚The Great Deceit‘, eine beißende Tirade gegen Filz und Korruption innerhalb von Regierungen, organisierten Religionen und anderen Institutionen. Bei ‚Until The Day‘ besticht Leach mit der Vielseitigkeit seines Gesangsorgans auf beeindruckende Weise und mit viel Abwechslung.

Inhaltlich handeln Leachs Texte sowohl von aktuellen Ereignisse und persönlichen, introspektiven Themen. Nie zuvor hat sich Jesse Leach in seinen Texten so offen und so verletzlich gezeigt.

Insgesamt wird deutlich, dass sich Killswitch Engange nicht neu erfinden, aber auch keinen Einheitsbrei von gestern präsentieren. Das Album wirkt erwachsener und mutiger. Selbst Adam Dutkiewicz und Joel Stroetzel liefern eine hervorragende Leistung ab. Neben groovigen Riffs und den metalcoretypischen „Pinch Harmonics“ gibt es auch immer komplexe, anspruchsvolle Elemente, die der Komposition Vielfalt verleihen. Ein Album der Umkehr und der Neudefinition? Leach präsentiert sich auf jeden Fall selbstbewusster, stärker und inspirierter denn je, ein wenig mehr Experimentierfreudigkeit hätte der Band dennoch gut gestanden. Trotzdem zählt „Incarnate“ zweifellos zu den besten Killswitch Engange Alben.

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