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Hellboys From Cow

„Hellboys From Cow“. Klar soweit? Wem bei diesem Intro und dem Titel noch nicht klar ist, was ihn erwartet, ist beim falschen Album gelandet. Hier gibt es nämlich gar keine E-Gitarren, keine knallenden Drums und auch keine blutgetränkten Schwerter, geschmiedet aus dem wahren Stahl und hoch erhoben, um in Ruhm und Ehre die Schädel meiner Feinde zu spalten. Aber wer sagt, dass man nicht auch auf einer Mandoline ‚Master Of Puppets‘, ‚Holy Diver‘ von Dio oder gar Pink Floyd spielen kann? Eben!

Mandowar, das sind Sänger Nils Hofmann aus Wetzlar und seine beiden Kumpel Joe Schulz und Tom Laundhardt, die vor fünf Jahren ihre Band gründeten und seither mit Mandoline, akustischer Gitarre und Ukulelen-Bass Rock- und Metalklassiker neu interpretieren. Mit dem Konzept der „Countrifizierung“ von Rocksongs sind sie nicht die Ersten, man denke nur an die Pioniere der Countrification, The Twang aus Braunschweig. Mandowar haben es auf ihrem letzten Album geschafft, ‚I Love Rock’n’Roll‘ von Joan Jett mit ‚Ring Of Fire‘ von Johnny Cash zu kreuzen, oder auch mal zwischen ‚Warriors Of The World‘ von Manowar ein wenig ‚Griechischen Wein‘ gespült. Klingt komisch, ist aber so. Und hat sogar eine Menge Spaß gemacht.

Also, bierernst darf man natürlich auch „Hellboys From Cow“ nicht nehmen, aber wer auch mal über sich selbst lachen kann, dem wird das neue Album der Wetzlarer ein breites Grinsen ins Gesicht locken. Das geht schon beim Opener ‚Alexander Strack‘ los. Häh, wer? Schon nach wenigen Riffs auf Gitarre und Mandoline ist klar, dass damit ‚Thunderstruck‘ von AC/DC gemeint ist, das mal eben schnell mit ‚You Shook Me All Night Long‘ gemorpht wird und noch ein paar Takte ‚Walking On Sunshine‘ mit eingeworfen werden, als hätten die da schon immer so hingehört. Und ja, man kann auch Rammstein und ‚Engel‘ als wilde Hillbilly-Version mit Flötenunterstützung spielen. Kann man! Darf man das auch? Darf man, wenn’s lustig ist! Und so wird aus ‚Master Of Puppets‘ eine relativ am Original liegende Version des Metallica Klassikers – nur eben komplett akustisch gehalten. Das ganze Album schwankt gekonnt zwischen Hommage, Cover und Parodie, und eben diese Mischung weiß zu gefallen – vorausgesetzt, man ist bereit, sich auf das schräge Konzept von Mandowar einzulassen. Sollte man aber. Sonst verpasst man eine Kreuzzung des Themas aus dem „Paten“ mit Golden Earrings ‚Radar Love‘ oder den grandiosen Moment, an dem schnelle Mandolinen-Spielereien Pink Floyds ‚Wish You Were Here‘ aufheitern.

Sie nennen sich selbst die „Gods Of Folk“ diese Höllenboys und Kuhjungen. Der Sommer ist da. Mit diesem Album machen die kommenden heißen Tage verdammt viel Spaß.

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