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Heartbreak City

Die meisten guten Rocksongs sind im Schmerz geboren. Ein gebrochenes Herz und ein am Boden zerstörter Songschreiber sind die besten Voraussetzungen für ergreifende Texte, für Hymnen und für das Mit-Fühlen und Mit-Leiden der Hörerschaft. Jeder kann sich damit identifizieren; die Sympathien sind dem Betrogenen sicher. So ist es nur plausibel, dass Apex Manor diese Thematik zum Konzept für ihr neues Album erkoren haben.

In den acht Jahren, in denen man von der Band aus Kalifornien seit ihrem Debütalbum ‚The Year Of Magical Drinking‘ nichts mehr gehört hat, hat sich offenbar so Einiges an Herzschmerz angesammelt. So viel, dass es für eine ganze Stadt reicht. Mastermind Ross Flournoy sieht sich selbst zwar nicht als Bewohner von ‚Heartbreak City‘; vielmehr wirft er im Titeltrack seinem Gegenüber (offenbar einer verflossenen Liebe) etwas verbittert vor, dort zu leben. Nach dem Durchhören des Albums schleicht sich dennoch der Verdacht ein, dass auch Flournoy sich an diesem Ort irgendwie Zuhause fühlt.

Die Songs von ‚Heartbreak City‘ erzählen uns nämlich nicht nur von missglückten amourösen Episoden und gescheiterten Beziehungen, sondern zelebrieren auch den Schmerz, der darauf folgt. Mit Wonne setzt Flournoy sein Herz immer wieder auf’s Spiel und durchlebt ergeben sowohl Höhen als auch Tiefen. Leidenschaft als Lebens- und Liebesprinzip, wer will ihm das vorwerfen? Allerdings wird zunehmend deutlich, dass die Tiefen in den Geschichten womöglich deswegen überwiegen, weil Flournoy als Ich-Erzähler eine passiv-leidende Rolle einnimmt. ‚Am I ever gonna be the kind of man you want from me?‘ drückt in ‚Asked & Answered‘ noch gesunde Zweifel aus. Mit ‚I was waiting for you to tell the truth, I was waiting for you to decide‘ überlässt in ‚The Long Goddbye‘ bereits Anderen das Handeln und mit ‚It’s all I’m asking for to pick me up‘ wird in ‚Sanctuary‘ die Kapitulation komplett.

Vielleicht käme die Erlösung der Leiden mit dem Einnehmen einer aktiveren Rolle in Sachen Liebe, Leben, Beziehungen? Allerdings würde uns das einige gute Songs vorenthalten. Tatsächlich beginnt das Album mit drei starken Tracks, in denen vor allem die klaren Reminiszenzen an Dinosaur Jr. erfreuen. Dynamischer Schrammelrock, der einer romantischen Tragik huldigt – das passt bestens zu den Texten. Im Albumverlauf gewinnt aber eher eine tragische Romantik an Gewicht, wird es mit ‚Diamond In The Dark‘ und ‚Sara Now‘ nicht nur poppig-verträumt, sondern auch leicht verkitscht. Selbst wenn mit ‚Nervous Wreck‘ noch einmal Ohrwurmpotential aufklingt, verliert das Album doch mit den letzten beiden Songs seinen Elan. Letztlich kann ‚Heartbreak City‘ die großen Erwartungen, die es mit seinem großartigen Anfang erweckt, leider nicht erfüllen.

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