Weltschmerz
In diesen schweren Zeiten kann man durchaus einmal den Weltschmerz fühlen. 30 Jahre nach dem Beginn seiner Solo-Karriere hat Fish diesen „Weltschmerz“ (Chocolate Frog Records) auf seinem letzten Studio(doppel)album.
Im Jahre 1990 und damit zwei Jahre nach seiner Trennung von Marillion begann Derek William Dick seine Solo-Karriere mit dem gefeierten Debüt „Vigil In A Wilderness Of Mirrors“. Seither ist viel geschehen, und Fish hat immer wieder insbesondere auch durch seine poetischen Texte auf sich aufmerksam gemacht. Zehn Alben machten ihn zu einem der bekanntesten Vertreter des Progressive Rocks, und alles andere als ein markanter, würdevoller Schlusspunkt mit Nummer elf wäre eine Enttäuschung gewesen.
Die Fans wissen natürlich, was sie erwartet. Fish liefert eher Singer/Songwriter-Material als bombastischen Neo-Prog, wobei dieser durchaus vorhanden ist. Die akustischen Gitarren dominieren, und rhythmische Keyboard-Figuren treiben den Opener ‚The Grace Of God‘ vorwärts, auf dem einige weibliche Gesangspassagen für erste Überraschungen sorgen. Fish arbeitete wieder mit seinem langjährigen Co-Autor Steve Vantsis zusammen, und die Liste der Gastmusiker ist erneut beeindruckend. Mit dabei sind das Scottish Chamber Orchestra, der Saxophonist David Jackson von Van Der Graaf Generator, Drummer Craig Blundell (Porcupine Tree, Steven Wilson) und der Lonely Robot und Arena Gitarrist John Mitchell.
Auf ‚Man With A Stick‘ dürfen die Gitarren auch etwas lauter werden, wobei der Song dennoch eher in poppigen Gewässern driftet. Die schottischen Kammerorchester-Streicher geben ‚Walking On Eggshells‘ einen symphonischen Touch. Longtracks fehlen natürlich auch nicht. Eine gute Viertelstunde läuft ‚Rose Of Damascus‘ und bleibt dabei durchweg spannend durch relaxtes Timing, unerwartete Breaks und viel Stimmungsaufbau durch den intensiven, Fish-typischen Gesang / Sprechgesang. Das ist der absolute Höhepunkt eines großartigen Albums.
Stilistisch wird wild durch die Genres gekreuzt. Ein bisschen Folk ist genauso vorhanden wie hawaiianisches Flair und melancholische Saxophon-Passagen, so zum Beispiel im elfminütigen ‚Little Man What Now?‘. Der als Video schon bekannte Titelsong setzt am Ende des knapp 90 Minuten langen Doppelalbums noch einmal ganz starke Akzente.
‚The Party’s Over‘ heißt eine der fröhlicheren Nummern mit folkloristischem Touch. Ob die Fish-Party wirklich vorüber ist, wird sich zeigen. Verdient hat er den Ruhestand, und immerhin soll es hoffentlich nächstes Jahr noch eine Tour geben. Mit „Weltschmerz“ hat Mr. Dick allen Liebhabern anspruchsvoller Musik jedenfalls noch einmal ein richtig schönes Geschenk gemacht.
I’m sick of hearing you just want to party
I’m tired of hearing the same old song
Where did it all go wrong?
This party’s over