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Ghost

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben Long Distance Calling ihr vielbeachtetes und gelobtes aktuelles Album „How Do We Want To Live?“ veröffentlicht. Dass nicht einmal ein Jahr später eine neue EP erscheint, sorgt allerdings nicht für großes Erstaunen. Zum einen sind während der aktuellen Pandemie viele Künstler*innen kreativ. Zum anderen haben die Progressive-Metaller für ihre neue EP „Ghost“ (Avoid the Light) zum Crowdfunding aufgerufen. Ihr Release war also abzusehen.

Führte „How Do We Want to Live?“ die Zuhörer*Innen mit seinen elektronischen Einflüssen in düstere dystopische digitale Welten, besitzt „Ghost“ einen ganz anderen Ansatz. Ohne große Vorbereitungen trafen sich die Münsteraner in einem Bauernhaus zum Jammen. Die Songs wurden direkt aufgenommen. Eine große Nachbearbeitung stand nicht an. Dadurch klingt die EP sehr ehrlich und schließt an die „Nighthawk“-EP von 2014 an.

Fünf vollständige Songs sowie ein Intro sind so entstanden. In diesen befinden sich trotz aller Improvisation typische Trademarks von Long Distance Calling: Sie beginnen ruhig und steigern sich hinten raus in Härtegrad und manchmal auch in Sachen Geschwindigkeit. „Black Shuck“ und „Negative is the New Positive“ sind dafür die besten Beispiele und zwei herrlich düstere Rock-Kracher. Vor allem bei „Black Shuck“ fällt der peitschende Bass sofort positiv auf. Dies gilt ebenso für „Old Love“. „Seance“ und „Fever“ knüpfen dagegen mit ihrem etwas ruhigeren Sound mit einigen Elektro- und Synthieeinflüssen nahtlos an „How Do We Want to Live?“ an.

Long Distance Calling beweisen mit dieser EP, dass es für gute Musik nicht mehr braucht als Menschen, die Bock darauf haben, kreativ zu sein. Gleichzeitig präsentieren sie sich durch die schlichte Produktion sehr nah und bodenständig. Allerdings muss ebenso festgehalten werden, dass der größere und längere Aufnahme- und Masteringprozess eines regulären Studioalbum natürlich mehr Möglichkeiten für ausgefeiltes Songwriting und Feinheiten besitzt. Was man von beiden Ansätzen persönlich favorisiert bleibt letztlich Geschmackssache.

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