|

Escape From Evil

‚Time will turn the time‘ – Die Schlüsselzeile in der ersten Single ‚To Die In LA‘ des dritten Longplayers ‚Escape From Evil‘ von Lower Dens aus Baltimore ist so einleuchtend wie banal. Die Zeiten ändern sich eben. Machen kann unsereins dagegen natürlich nicht. Das Rad dreht sich unaufhaltsam. Zu dieser Erkenntnis braucht es nicht zwingend eine Philosophie-Diplom. Ein wenig nichtssagend ist das, was auch auf die Platte von Lower Dens zutrifft.

Die Band ist das Projekt von Frontfrau Jana Hunter. Sie arbeitete zuvor länger solo, ehe sie sich dazu entschloss, mit einer klassischen Band zu musizieren. Dennoch hält sie seit jeher prägend die Zügel in der Hand und ist hauptverantwortliche Songwriterin. 2010 und 2012 entstanden daraus zwei Platten, die besonders von amerikanischen Kritikern wohlwollend aufgenommen und gelobt wurden. Die Platten zeichnete reduzierter, gefühlvoller Indie-Rock aus, der besonders in seinen experimentellen Momenten einen speziellen Zauber versprühte. Hunters Gesang war eher nebensächlich, viel mehr ging es um den Aufbau vielschichtiger Instrumentenwelten, die bei aller klanglichen Monotonität einen hypnotisierenden Sog erzeugten.

Das dritte Werk bricht nun mit dieser Vorgehensweise. Jana Hunter steht klar im Vordergrund. Poppige Melodien unterlegen das Ganze und werden von 80er-Synthies und glasklaren Gitarren unterstützt. Bittersüß und theatralisch klingt das zusammen, fast lässt sich der Bogen zu einer tanzbaren Lana Del Rey spannen. In Gänze wirkt das jedoch überfordernd. Die Strukturen der Songs bieten wenig Abwechslung. Zudem sind die Texte Hunters arg seicht geraten. Lebenskrisen werden aufgearbeitet, jedoch in einer Art, dass es eher an den Nerven zerrt, statt Mitgefühl auszulösen.

Der experimentelle Charakter von Lower Dens ist hingegen der Eingängigkeit gewichen. Das ist schade, denn es war ein absolutes Faustpfand, das die Band sehr hörenswert und spannend machte. ‚Escape From Evil‘ ist stattdessen eine Platte zum Nebenbeihören geworden.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar